Zweiter Abschnitt.
Dichtungen.
A. Epische Gedichte.
I. Fabeln, Märchen, Parabeln, Paramythien, Allegorien.
1. Das Johanniswürmchen.
(Goltlteb Konrad Pfeffel.)
1. Ein Johanniswürmchen saß, seines Demantscheins
Unbewußt, im weichen Gras eines Vardenhains.
2. Leise schlich aus faulem Moos sich ein Ungetüm,
Eine Kröte, her und schoß all ihr Gift nach ihm.
3. „Ach, was hab' ich dir getan?" rief der Wurm ihr zu.
„Ei!" fuhr ihn das Untier an, „warum glänzest du?"
2. Das Hühnchen und der
Diamant.
(Friedrich von Hagedorn.)
1. Ein verhungert Hühnchen fand
Einen feinen Diamant
Und verscharrt' ihn in den Sand.
2. „Möchte doch, mich zu erfreun,"
Sprach es, „dieser schöne Stein
Nur ein Weizenkörnchen sein!"
3. Unglücksel'ger Überfluß,
Wo der nötigste Genuß
Unsern Schätzen fehlen muß!
3. Stadtleben.
(Abraham Emanuel Fröhlich.)
„Lerche, komm in unsre Gassen!"
Sagt' das Spätzchen; „vor den Toren
Geht ja dein Gesang verloren;
Hier in den belebten Straßen
Hören dich die feinsten Ohren."
„Kritteln mich die schärfsten Zungen,
Hat die Lerch' ihm zugesungen,
„Und ich fänd' im Stadtgewimmel
Keine Saaten, keinen Himmel."
4. Die Jünglinge.
(Abraham Emanuel Fröhlich.)
1. „Laß uns," sprach ein Bach 3unl
andern,
„Lustig durch die Täler wandern-
Blumenmatten, Wald und Lieder
Rufen uns zu sich hernieder."