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39.
(Friedrich von Logau.)
Hoffnung ist ein fester Stab
Und Geduld ein Reisekleid,
Da man mit durch Welt und Grab
Wandert in die Ewigkeit.
40.
(Franz Grillparzer. Medea, 2. Aufz.)
Viel Übles hab' im Menschen ich bemerkt,
Das Schlimmste ist ein unversöhnlich
Herz.
41.
(Hermann Lingg.)
Gedenke, daß du Schuldner bist
Der Armen, die nichts haben,
Und deren Recht gleich deinem ist
An allen Erdengaben.
Wenn jemals noch zu dir des Lebens
Gesegnet goldne Ströme gehn,
Laß nicht auf deinen Tisch vergebens
Den Hungrigen durchs Fenster sehn.
42.
(Johann Wolfgang von Goethe.)
Ob du der Klügste seist, daran ist wenig
gelegen;
Aber der Biederste sei, so wie bei Rate,
zu Haus.
43.
(Friedrich von Schiller.)
Siehe, voll Hoffnung vertraust du der
Erde den goldenen Samen
Und erwartest im Lenz fröhlich die
keimende Saat.
Nur in die Furche der Zeit bedenkst du
dich, Taten zu streuen,
Die, von der Weisheit gesät, still für
die Ewigkeit blühn?
44.
(Johann Wolfgang von Goelhe.)
Früchte bringet das Leben dem Manne;
doch hangen sie selten
Rot und lustig am Zweig, wie uns
ein Apfel begrüßt.
45. Die Bürgschaft.
(Friedrich von Schiller.)
Herrlich erscheint der Treue Gewalt im
Kampf mit den Räubern,
Herrlich im Kampf mit dem Strom
und mit des Tagesgestirns
Alles versengender Glut; doch höheren
Sieg noch erringt sie,
Da an der Göttlichen Strahl schmilzt
des Tyrannen Gemüt.
46. Der Taucher.
(Friedrich von Schiller)
Gnädig umzogen die Götter mit hem¬
mender Schranke die Menschheit;
Wer sie vermessen durchbricht, ist dem
Verderben geweiht.
47. Der Ring des Polykrates.
(Friedrich von Schiller.)
Grauen erregt ein Leben, dem nie sich
gesellet ein Unglück;
Denn nie wechselndes Glück wecket der
Himmlischen Neid.
48. Die Kraniche des Jbykus.
(Friedrich von Schiller.)
Wundergewalt des Gesanges, der tief
aus dem Busen die Blutschuld
Siegend ans Licht empor zieht in der
Nemesis Dienst!
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