Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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Ofenkachel (Ofenröhre) stieg der Duft von Kaffee, und auf dem Tisch 
prangten die Teller mit den verschiedenen, drei Singer hohen Kuchen. 
Gegen zwei Uhr kamen die Gäste, die Vase (Base) Rnnemarthe, die wase 
Rnnekatharine, die wase Dorthe, und wer's sonst noch war, in den 
weißen Betzelchen (Mätzchen) und schwarzen Tuchrocken, eine weite 
Zchürze umgebunden, die zugleich den Flicken vorn im Bock verdecken 
mußte. Jede trug in der Hand ihr Zpinnrad, an dessen wocken der goldene 
mit buntem Zeidenband umwickelte Flachs glänzte und dessen metallene 
„Netzetöpfchen" nur so blitzten. Zuerst ging es an das Kaffeetrinken, 
wobei die Tassen so vollgeschenkt wurden, daß der Kaffee auch noch 
die Untertassen füllte, denn für geizig will doch keine Hausfrau gelten. 
Und nun kam das Zpinnen an die Reihe, und alles war in Tätig¬ 
keit, die Finger mit Flachszupfen, die Füße mit Treten, das Rad 
mit Zchnurren, der Mund mit Zchwatzen und der Kopf mit Nicken. 
In der Dämmerstunde ging es auf einige Zeit heim, und nach dem 
Rbendessen kehrten sie zurück und brachten nun auch ihre Ehemänner 
mit,- Brot, Knackwurst und Branntwein stand späterhin auf dem Tisch 
bereit. 
In den Zpinnstuben der deutschen Mädchen ging es zum Teil 
ähnlich und doch auch wieder anders zu. Ruf das schmucke Ru§- 
sehen des Rades wurde auch hier Gewicht gelegt. „Glatte Wichters 
(schöne Mädchen), glatte wockenbläer (wockenblätter)", sagt ein west¬ 
fälisches Sprichwort. Rm Nachmittage trank man Kaffee und spann, 
am Rbend stellten sich die Burschen ein, und Hier und da machte 
in später Ztunde eine Magenstärkung (im Kreise Langensalza der 
„hahnenweckel") den Beschluß. In der Zpinnstube wurden die Tages¬ 
neuigkeiten durchgenommen, Spukgeschichten und Zagen erzählt, Rätsel 
aufgegeben. Da wurden zwischendurch Neckereien getrieben (wie das 
wegnehmen des Wackens, der durch einen Kuß einzulösen war), man 
machte ein Spiel, oder es drehte sich auch das eine oder andere paar 
im Tanze herum. Da erklang vor allem beim Zchnurren des Rades 
das Volkslied,' „Rockenlieder" und Volkslieder sind stellenweise, z. B. 
in Zachsen-Meiningen, gleichbedeutend. Und wie viele süddeutsche 
„Schnadahüpfl", mitteldeutsche „Rundas" und „Tfchumperlieder" und 
andere Volksgedichte mögen durch Erlebnisse und Beobachtungen an 
den langen Winterabenden entstanden sein oder, wenn sie auch beim 
Tanz oder anderwärts zuerst gesungen worden sind, hier doch den 
letzten Schliff erhalten haben! wie im Zommer der Rnger und die 
Dorsstraße, so war im Winter die Zpinnstube die Stätte der Zanges¬ 
lust, wie übrigens ähnlich die Zpinnftube unserer slawischen Vettern, 
in der stellenweise (z. B. in der Niederlausitz) geradezu eine „Kantorka" 
(Vorsängerin) gewählt wurde.
	        
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