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Eisenplatten auf Lisenplatten. Gleichgültig, ohne Aufhören, stampft
die Maschine Nietenloch auf Nietenloch. Und dort stanzt eine andere
Maschine. Dort arbeiten zwei Bohrmaschinen nebeneinander. Eine
andere Maschine schneidet die Stahlplatten, wie die Schere Papier
schneidet. Immer wieder ist es das gequälte Ächzen der schier un¬
glaublichen Kraft, das die Arbeit begleitet. Immer wieder ist
das Aufeinanderkrachen der Lisenplatten wie eine Erlösung.
Die Türen eines Gfens in der Mitte der Schmiede werden
zurückgeschlagen, blendende Weißglut strömt aus. In der Glut
suchen die Arbeiter einen fünf Meter langen Schraubenschaft mit
Zangen zu packen. Blendend weiß greifen, zerren und reißen sie
ihn hervor. Die Ketten von einem Flaschenzuge werden daran befestigt.
Un Nädergestellen, die in der höhe der Werkstatt auf Schienen laufen,
hängt der Flaschenzug. So rollen, schieben, zerren die Arbeiter das
mächtige Stück weißglühenden Stahles zur Dampfpresse hinüber. Die
spielt damit. Geräuschlos senkt sie einen preßkolben und preßt und
formt den Stahlschaft, wie die Finger Ton formen und pressen. Leise,
langsam, vorsichtig. Der Meister steht unter den von der Glut be¬
strahlten Arbeitern und leitet mit Handbewegungen und knappen Worten
die Arbeit. Die Stärke und Tiefe des Druckes, die Drehungen des
glühenden Stahles ordnet er an. Immer wieder hebt und senkt
sich der preßkolben,- in dem Flaschenzuge hängend, mit langen Zangen
gepackt, läßt das glühende Eisen sich scheinbar leicht in jede Lage
bringen. — 470 Tons Druck übt die Presse aus. Um diese Kraft
herum gruppiert sich harmonisch die Kraft der mit äußerster An¬
strengung arbeitenden Menschen, hell erleuchtet von dem glänzenden
Stahl. Bis zum dunklen Dache hinauf überragen die Schäfte und
Zylinder der kraftvollen Presse die Gruppe der Arbeiter. Sehnige,
magere Gestalten, undeutlich in ihren Konturen, mit hellerleuchteten
Gesichtern, voll Ernst und Hingabe an die Arbeit. Und immer aufs
neue öffnen sich Feuerstellen, strahlen weißglühende Eisen durch das
Halbdunkel, hantieren kräftige Menschen, hier wird ein Stahlmantel
um einen Schaft geschweißt, und ein Helles Funkenfeuerwerk sprüht
weit über die Schmiede. Die schlagenden Hämmer töten jeden Laut,
so daß wie ein Märchenbild ein Zug Arbeiter mit einer glühenden
Platte geräuschlos über den Boden zieht. Dann sieht man auch
sie hämmerschwingend die leuchtende Platte bearbeiten.
vielleicht ist das Lärmen größer geworden, das Vhr empfindet
es nicht mehr. Das Nundumher-immer-wieder-hervorsprühen der Wei߬
glut, die aufzischenden Feuer, das abwechslungsreiche Spiel des Lichtes
über die einmal von der Glut hell beleuchteten, dann wieder sich