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gehört. Ihre Entstehung fällt wahrscheinlich in die erste Hälfte des
13. Jahrhunderts. „Im Bogenfelde der Goldenen Pforte" — sagt
Wilhelm Lübke in seiner Kunstgeschichte — „sehen wir die thronende
Maria mit dem Kinde, das von den heiligen drei Königen verehrt wird,
während darüber in den Urchivolten die Gestalten der Dreieinigkeit,
von Engeln umgeben, sich zeigen. Zu beiden Zeiten des Portals aber,
zwischen den Zäulenstellungen, sind je vier freie Gestalten angebracht,
die in vielseitiger Zymbolik die prophetische Verkündigung des Messias
andeuten. Vas Ganze hat also abermals einen tiefen gedanklichen Zusam¬
menhang, hier jedoch in freier, selbständiger Verwendung der Motive.
In derselben weise tritt auch die formelle Behandlung vor uns hin:
fein und edel, in jugendlicher Unmut und freiem Zchwung, ja mit einer
Hinneigung zum sanft Lieblichen. Die Bildung der Köpfe erinnert gleich
der Gewandung an die Hoheit der Untiken, aber es ist hier ein völlig
neues Lebensgefühl, eine vertiefte Empfindung, die zum siegreichen
Uusdruck kommt. Unter den besten und edelsten Werken der romanischen
Zchlußepoche stehen diese herrlichen Zkülpturen doch weitaus als die
vorzüglichsten da, und nur durch die Umrahme eines besonders hochbe-
begabten Künstlers läßt sich ihre Existenz erklären. Doch hängen sie
offenbar zusammen mit dem von Unfang schon in den sächsischen
Gegenden lebendig und bedeutsam hervortretenden plastischen Ztreben."
Die Domkirche zu Hreiberg ist geradezu typisch für die reich ent¬
wickelte mittelalterliche Urchitektur Wachsens. Und insbesondere auch die
Goldene Pforte steht bei unserer Betrachtung in innigster Beziehung
zu dem Leben und dem Gewerbe der Berghauptstadt. In ihr erscheint
der alte und gediegene Ueichtum, den die Zilberbergwerke Hreiberg
vermittelten, gewissermaßen verkörpert. Dieses Bauwerk in seiner
figurenreichen herrlichen Gestaltung, in seinem ehemals gleißenden
Kleide zeigt dem Beschauer besser als alles Buchstudium, welch gün¬
stigen Boden die in der Stabt blühenden Gewerbe der Entwickelung und
Betätigung der Künste boten, es zeigt also auch hier die Ubhängigkeit
des Menschen in seiner Kultur von dem Boden und den Erzeugnissen der
Landschaft, die ihm als Heimstätte dient.
Karl ttollbach.
128. Heimweh.
Jeds vöchela liebt doch sei Uastl of'n Bam,
on wenns amal fort fliecht, fliecht's a' wieder Ham,
fliechts a' wieder Ham of sein' Bam.