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Peter Wenzel rührte sich nicht. Zest stützte er sich auf seinen Stock,
und zwei Tränen quollen ihm langsam aus den Augen.
Da . . . das war die Heimat!
wie ein Dieb schlich er näher. Durchs Gartentürlein trat er und
schaute durchs Zensier. Lin schwerer Seufzer der Erleichterung entrang
sich seiner Brust. Zeine Leute wohnten noch da. Die alten Möbel
standen noch drin, und der Junge, der Konrad, spielte mit einem
kleinen Mädchen. Vas war wohl das neue Kind.
Line weile stand der Mann still, dann ging er nach der Ztube.
Lr nahm alle Kraft zusammen, ruhig zu scheinen.
„Guten Tag!" sagte er leise und beklommen, als er eintrat.
„Ist die Mutter da?"
Der Knabe sah verwundert aus.
„Nein, die Mutter ist in der Kirche. Ls ist Auferstehung, was
wollen Sie denn?"
Der Junge kannte ihn nicht mehr. Zwei Jahre sind eine lange
Zeit, und früher trug Peter Wenzel einen schonen Bart und lange
lockige haare.
„was wollen Sie denn?" wiederholte der Knabe, da der Mann
fassungslos und mit bleichem Gesichte dastand.
„Ich ... ich wollte bloß einmal . . . einmal fragen, wie's euch
geht."
Konrad war sehr erstaunt.
„wie's uns geht? Gut geht's uns."
„Aber . . . aber ihr habt doch keinen Vater?"
Der Junge sah finster vor sich nieder.
„wir brauchen keinen Vater!"
„willst du nicht, daß er wiederkommt?"
Der Kleine schüttelte heftig den Kopf.
„Ls geht uns so besser. Da versaust er uns nicht alles, was die
Mutter verdient, und er prügelt uns nicht! Ls ist viel besser,
seit er fort ist." .
Der fremde Mann hielt sich am Schranke fest und stierte den
Knaben an. Endlich brachte er hervor:
„Aber deine Schwester, die Annchen, die wird sich wohl auf
den Vater freuen! wo ist sie?"
In diesem Augenblick brach das kleine Kind in weinen aus.
„Sei still, Annchen, sei still, gelt, du freust dich auch nicht auf
den Vater? Du kennst ihn gar nicht."
Peter Wenzel riß die Augen auf.
„Vas ... das Kind da ist doch nicht die Annchen? Die muß doch
viel größer sein!"