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renb der Fahrt da sprachen die beiden ältesten unter sich: „Der 
jüngste hat das Wasser des Lebens gesunden und wir nicht, dafür 
wird ihm unser Vater das Reich geben, das uns gebührt, und er 
wird uns unser Glück wegnehmen." Da wurden sie rachsüchtig und 
verabredeten mit einander, daß sie ihn verderben wollten. Sie 
warteten aber, bis er einmal fest eingeschlafen war; da gossen sie 
das Wasser des Lebens aus dem Becher und nahmen es für sich; 
ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser hinein. 
Als sie nun daheim ankamen, brachte der jüngste dem kranken 
König seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden 
sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser 
getrunken, so ward er noch kränker als zuvor. Und wie er darüber 
jammerte, kamen die beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten 
an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser 
des Lebens hätten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es 
dem König. Kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine 
Krankheit verschwinden und ward stark und gesund, wie in seinen 
jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem jüngsten, ver¬ 
spotteten ihn und sagten: „Du hast das Wasser des Lebens ge¬ 
funden; aber du hast die Mühe gehabt und wir den Lohn; du 
hättest die Augen aufbehalten sollen, wir haben dir's genommen, 
wie du auf dem Meere eingeschlafen warst; aber hüte dich, daß 
du nichts davon verrätst; der Vater glaubt dir doch nicht, und 
wenn du ein einziges Wort sagst, sollst du noch obendrein dein 
Leben verlieren; schweigst du aber, so soll dir's geschenkt sein." 
Der alte König aber war zornig über seinen jüngsten Sohn 
und glaubte, er hätte ihm nach dem Leben getrachtet. Also ließ 
er den Hof versammeln und das Urteil über ihn sprechen, daß er 
heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal aus 
die Jagd ritt und nichts Böses vermutete, mußte des Königs Jäger 
mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Walde waren, und 
t der Jäger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „Lieber 
Jäger, was fehlt dir?" — Der Jäger sprach: „Ich kann's nicht 
sagen und soll es doch." — Da sprach der Prinz: „Sage nur
	        
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