3 Fünfte Periode. Von 1750 - 1830.
Ihre schönen Augen netzen
Thränen, an die Mauer drücket
Sie die Brust, enthüllt ihr Antlitz,
Und vorbreitend ihre Arme,
Rufet sie ihm furchtbar zu:
3. „Da du uns zu Feinden haben wolltest,
Warum klopfest du an unsre Thore?
Da durch dich wir hier im Jammer leben,
Warum kommst du, und was willst du weiter?
Da, der Freundschaft Maske weggeworfen,
Du dem Unrecht deinen Arm geliehen —
Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!
Deine Ehre ist verloren!
Rückwärts, rückwärts, stolzer Cid!
4. „Seit er seinen Eid an mir gebrochen,
Den er zuschwur einer Königstochter,
Mich zu schirmen, mich, die einst ihn liebte
Und noch jetzt sein Bild in diesen Mauern
Ehrt, in Mauern, die er kommt zu stürmen;
Seit, von seinem neuen Glücke trunken,
Er vergaß die schönen Jugendtage,
Die an meines Vaters Hof er lebte —
Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!
Deine Ehre ist verloren!
Rückwärts, rückwärts, stolzer Cid!
5. „Dem mein Vater Ritterwaffen reichte,
Meine Mutter selbst den Zelter zuführt',
Ich anschnallete die goldnen Sporen,
Knieend auf dem Marmor. Er bemerkte
Damals nicht, was jedes Mädchen merket;
Er vergisset, was er war, und denkt nur,
Was er ist. Auch ich, so manches dacht' ich,
Was der Himmel mir um meiner Fehler
Willen nicht vergönnte. Meine Eltern
Hoben ihn; er stürzte mich hernieder.
Weil ich denn um seinetwillen weine
Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo!
Deine Ehre ist verloren!
Rückwärts, rückwärts, stolzer Cid!
b. „Ich, ein Weib, dazu noch jung und zärtlich,
Kann ihm zwar kein Leid vom Himmel wünschen;
Hat er mich mit seinem Stolz beleidigt,
5.