Fünfte Periode. Von 1750 1830.
von gesundem Ohr, recht zu hören und zu fassen, was gesagt wird, und
darauf recht zu antworten, also auch von reinem, gesundem Ausdruck, Be⸗
kanntschaft mit Dingen der Natur, mit dem Zustande der Welt, mit ihren
Bedürfnissen und Geschäften, wodurch ein richtiger Verstand, eine reine,
tüchtige Überlegung gebildet wird.
Der Weinstock. The lll Sl 124. Der sterbende Schwann Th IV.
S. 22. Die Sorgen des Lebens. Th. V. S s. Polytarpus. Th VS. 66
Epigramme. Th V. S. 34. Die Araber (Aus den „Ideen zur Philosophie
der Geschichte“) Th. V. S. 341.
Gottfried August Bürger
(1748 1794)
Geboren am 1. Januar 1748 zu Molmerswende im Halberstädtischen, studirte
in Halle Theologie, später in Göttingen die Rechte Gerichtsamtmann in Alten⸗
gleichen, Docent in Göttingen. Gestorben nach vielen häuslichen, zum größten
Theil selbst verschuldeten Qiden und trüben Erfahrungen am 8. Juni 1794
Von seinen Dichtungen sind am vortrefflichsten seine Balladen voll dramatischen
Lebens, sinniger Ralurbetrachtung, in leichter, wohllautender Sprache.
127. Das Blümchen Wunderhold.
Es bluht ein Blümchen irgendwo 4. Auf steifem Hals ein Strotzerhaupt
In einem stillen Thal, Das über alle Höhn
Das schmeichelt Aug und Herz so froh; Weit, weit hinaus zu ragen glaubt,
Wie Wendsonnen-Strahl. Läßt doch gewiß nicht schön.
Das ist viel köstlicher als Gold, Wenn irgend nun ein Rang, wenn Gold
Als Perl' und Diamant; Zu steif den Hals dir gab
um wird es Blumchen Wunderhold So schmeidigt ihn mein Wunderhold
Mit gutem Fug genannt. Und biegt dein Haupt herab.
2 Wohl sänge sich ein langes Lied 31 Es webet über dein Gesicht
Von meines Blümchens Kraft Der Anmuth Rosenfloe
Wie es am Leib und am Gemüth Und zieht des Auges grellem Licht
So hohe Wunder schafft. Die Wimper mildernd vor.
Was kein geheimes Elixir Es theilt der Flöte weichen Klang
Dir sonst gewähren kann, Des Schreiers Kehle mit
Das leistei, traun! mein Blümchen dir Und wandelt in Zephyrengang
Man säh' es ihm nicht an. Des Stürmers Poltertritt
3. Wer Wunderhold im Busen hegt, 6. Der Laute gleicht des Menschen Herz
Wird wie ein Engel schön Zu Sang und Klaug gebaut
Das hab' ich, inniglich bewegt, Doch spielen sie oft Lust und Schmerz
An Mann und Weib gesehn. Zu stürmisch und zu laut
An Mann und Weib, alt oder jung, DerSchmerz, wann Ehre, Macht und Gold
Zieht's, wie ein Talisman Vor deinen Wünschen fliehn
Der schönsten Seelen Huldigung Und Lust, wann sie in deinen Sold
Unwiderstehlich an. Mit Siegeskränzen ziehn