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nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen
zu lassen.
Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen
mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern
Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um
auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das
Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm
eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten
zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu
fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten
ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Ver¬
fasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbe¬
kannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf
wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn
gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder
Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf un¬
mittelbaren Befehl Napoleons erfolgt.
In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in
denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher
am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte
er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen
wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon
im voraus den Tod Palms befohlen.
Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte
ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber
das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte,
gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht
zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und
Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-
tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es
wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde
Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung