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Vollmer: Sigurds Jugend.
rächen und den Knaben töten." — Darauf bestrich Sigurd mit dem Blute des
Wurmes seine Hände, und wohin das Blut kam, da ward die Haut so fest wie
Horn. Da fuhr Sigurd aus den Kleidern und bestrich den ganzen Leib — nur
zwischen die Schultern konnte er nicht hinlangen — kleidete sich wieder an und
kehrte, das Haupt des Wurmes in der Hand, nach der Wohnung des Schmiedes
zurück. Eckhart, der Sigurd kommen sah, meldete es Mimer und floh mit
allen seinen Gesellen in den Wald. Mimer allein ging Sigurd entgegen und
hreß ihn willkommen. Dieser aber antwortete: „Keiner von euch soll will¬
kommen sein; wie ein Hund sollst du dies Haupt abnagen!" Um ihn zu besänf-
ngen, bot ihm Mimer Helm, Schild und Harnisch, die er für Hertnit, König
m Holmgard, geschmiedet hatte; außerdem Gram, das beste aller Schwerter,
und den Hengst Gram, der bei Brunhildens Stuten ginge. Sigurd nahm das
Anerbieten an, und sie fuhren heim. Mimer übergab seinem Pflegesohne die
airistung. die überaus trefflich war, und Sigurd waffnete sich. Endlich über¬
reichte ihm der Schmied auch das Schwert. Kaum aber hatte Sigurd Gram
3^iaßt, so schwang er ihn so kräftig, als er nur konnte, und versetzte Mimer den
Todesstreich.
Nach des Schmiedes Weisung begab sich Sigurd hinauf zur Burg Brun-
Ylldens, fand aber das eiserne Thor verschlossen; und da es niemand öffnete,
er so hart dagegen, daß die Riegel zersprangen, und ging hinein. Sieben
Wachttnänner, die des Thores hüten sollten, kamen ihm entgegen und wollten
lyn ob seiner Gewaltthat erschlagen; er aber tötete sie. Nun ergriffen Brun-
Ylldens Ritter die Waffen und stürmten auf ihn ein; Sigurd wehrte sich indes
Mss tapferste. Als aber Brunhilde die Kunde vernahm, sagte sie: „Da muß
Zukommen sein, Siegmnnds Sohn; und hätte er mir sieben Ritter
Mchkagm, so sollte er doch willkommen sein!" ging hinaus und gebot Friede,
s - Ole Frage, wer er wäre, nannte er sich Sigurd, konnte aber die Fragenach
iT oll beantworten. Da sagte sie ihm, er sei der Sohn Siegmunds,
cacy der Absicht seiner Fahrt befragt, erwiderte Sigurd, er suche das Roß
^srani und darum bäte er Brunhilden. Brunhilde schickte sofort Leute aus, das
oy zu sangen. Diese waren auch den ganzen Tag auf der Jagd, kehrten
aoer am Abend unverrichteter Sache zurück. Sigurd war da die Nacht bei
ru Bewirtung, am Morgen aber nahm er zwölf Männer zu sich und fuhr
zu M'am. Seine Gefährten mühten sich lange umsonst, bis er sich endlich selbst
en Zaum geben ließ und auf den Hengst losging, der ihm dann von selbst
eugegenkam, so daß ihm Sigurd das Gebiß anlegte und sich hinaufschwang.
,arcißt yan«e er Brunhilden für die Bewirtung und fuhr nach Bertangaland
zum Zionlge Jsung.
- bin wackerer Kämpe, der elf tapfere Söhne hatte, nahm Sigurd
lf imo machte ihn zu seinem Ratgeber und Bannerführer. Da zog Dieterich
. n CVm * 1Er ^ in Gesellschaft seiner Helden unbesiegbar deuchte, auf Hilde-
f sich auch gegen Jsung und dessen wackere Söhne zu
fpirr+T' D^^chs Helden bestanden mit diesen einzeln den Zweikampf, er
x • r n!lt Sigurd. Zwei volle Tage blieb der Kampf unentschieden;
aber siegte Dieterich mit Hilfe des Schwertes Mimmung; Sigurd
sich überwunden und erklärte sich für Dieterichs Mann. Dieterich reiste
” mit Könige Gunnar, der auch an der Fahrt gegen Jsung teil-
"ach Niflungaland. Sigurd war in ihrem Gefolge. Er
rnsiTis ^0ri Kriemhilden, Gunnars und Hognis Schwester. Ein großes Gast-
die edelsten und besten Männer einlud, ward veranstaltet, und
es wahrte die Hochzeit sieben Tage.