Object: Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht

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F rd r. So freundliche Gesinnungen sind jetzt 
Uns zwiefach dankenswerth. — Doch, Leopold, 
Du scheinst mir krank? 
Leop. Niebt wahr, ich passe schlecht 
In diesen Garten, der voll Blüthe steht? 
Der Winterfeldzug hat mir zugesetzt. 
Frdr Es deicht nun eine Zeit des Friedens an, 
Es kommen Tage wo die Helden ruhn; 
Auch du, mein Theurer, sannst den Harnisch jetzt, 
Den festgewachsnen, dir vom Leibe lösen, 
Die saft'gen Kräuter, die der Frühling zeugt, 
Kannst du auf deine Wunden drücken,' kannst 
Im warmen Sprudel eines Felsenquells 
Die Glieder dir erfrischen. 
Leop. Scherzest du? 
War je ntm Kampf gelegne Zeit, wie jetzt? 
Frdr. Es scheint, du hast vergessen, was ich schrieb 
Von den Bedingungen, woran ich selbst 
Die Losung aus dem Kerker mir geknüpft. 
Leop. Ich weiß nur, daß du frei bist, andres nicht. 
Der Papst ist dir gewogen, nnb er wird 
Als König dich erkennen. Ludwig ist 
Im Bann, und an des Reiches Grenze tobt 
Ein neuer Feind: der. Polen und der Russen 
Unbänd'ge Schaaren fallen in die Mark 
Von Brandenburg; der hei!ge Vater selbst 
Hat sie berufen; Ludwigs junger Sohn 
Schreit dort um Hülf. In Schwaben hier bin ich. 
Hab ich gesäumet, so geschah es nur, 
Danlit ich vielfach, tausendarmig dir 
Mich stelle; hinter mir schon braust mein Heer, 
Die Lust, die mir im Nacken webt. ist schon 
Das Schnauben ihrer Rosse. Darum frisch! 
Zeuch an den goldnen Harnisch, laß den Hengst 
Sich bäumen! Jauchten hör' ich schon dein Volk, 
Die Ritter sind zu Roß, genesen sind 
Die Wunden, die Erschlagnen springen auf. 
Steig wieder, Sonne, die gesunken war! 
Hinab muß Ludwigs bleicher Stern. 
Frdr. " Du redst 
Vergeblich; meine Treue steht zum Pfand. 
Legat. Wem gabt ihr euer Wort? rhr gabt's dem Feinde 
Der Kirche, dem Verstoßnen, Fluchbeladnen. 
Schon längst erging der päpstliche Beschluß, 
Der männiglich von Pflicht und Huldigung, 
Selbst von beschworner, ihn entbindet;' 
Und eben das ist meiner Sendung Zweck, 
Von jeglicher Verpflichtung, jedem Eide, 
Wodurch ihr euch gebunden möchtet glauben, 
Euch loszuzählen, wie andurch geschieht. 
Frdr. Noch hab ich nicht gebeten, meiner Pflicht 
Mich zu entheben, und ich werd es nie. 
Legat. Ob ihr es bittet, wünschet oder nicht, 
Die Kirche darf nicht dulden, daß ihr dem 
Verfangen bleibet, dem sie fluchen muß. 
Naßfällig und zu großem Aergerniß 
Ersah aus euren Briefen Papst Johann, 
Daß ihr mit Kirchenfeinden Einung pflegt, 
Daß ihr ihm selber anzusinnen wagt,
	        
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