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G, Einst nmrb von einem Traume Kriemhildens Herz bewegt:
Ein edler, wilder Falke, von ihrer Hand gepflegt,
Ward feindlich ihr zerrissen von einem Adlerpaar;
Sie nahm sein blutig Ende betrübt mit eignen Augen wahr.
7. Mit banger Sorge hörte die Mutter den Bericht;
Sie sah der Zukunft Jammer im dunklen Traumgesicht:
„Ein edler Mann", sprach Ute, „wird dieser Falke sein;
Ach, möcht' ihn Gott behüten! Du büßest einst ihn sicher ein."
8. ..O, schweigt mir, gute Mutter, von Lieb' und Eheband!
Gewiß kein Mann auf Erden erwirbt je meine Hand.
So schön will ich verbleiben und frei bis in den Tod;
Von keinem Manne komme mir Kummer oder bittre Not!"
9. „Verred", erwidert' Ute, „der Liebe Huld nicht so;
Denn sie allein auf Erden macht dich von Herzen froh
Woh^ mög' ein edler Ritter dir seine Minne weihn;
So schön du bist als Jungfrau, so schön wirst du als Weib noch sein
v. Hinsberg.
Von Siegfrieden.
2. Abenteuer.
1. In Niederland am Rheine wuchs auch ein.Königssohn,
Dort in der Burg zu Xanten stand seiner Eltern Thron.
Sieglinde hieß die Mutter, der Vater Siegemund;
Mit neuer Freude schmückte der Sohn der beiden treuen Bund.
2. Es läßt sich nicht beschreiben, wie schön der Degen war;
Dem Auge bot kein Fehler an seinem Leib sich dar.
Wie hold zugleich und kräftig war dieser kühne Mann!
Ha, welchen hohen Ruhm er in aller Welt hinfort gewann!
3. Siegfried, so hieß der Degen, zog früh auf Taten aus.
Nie litt sein Mut ihn lange in seiner Eltern Haus,
Und seine Kraft versuchend, zog er in manches Land,
Bis er bei den Burgunden die kühnen, tapfern Krieger fand.
4. Noch nicht zum Mann erwachsen, in seiner Jünglingszeit
Übt' er schon Wundertaten der kühnsten Tapferkeit;
Der Keim der Heldentugend, tief in sein Herz geprägt,
Ward auch durch gute Lehre mit großem Fleiße wohl gehegt.
5. Er trat nun in das Alter der ersten Waffen ein;
Das sollt' ein hoher Festtag für Siegmunds Freunde sein.
Sogleich flog diese Kunde bis in die fernsten Gaun;
Man kam aus fremden Landen, die Pracht mit Staunen anzuschaun.