Object: Preußen unter der Königskrone

32 8. Preußens Heer, Deutschlands Ehr'. 
bis zum Jahre 1740 auf 83000 Mann. Dies erreichte er besonders dadurch, 
daß er 1733 das Kantonsystem einführte, nach welchem mit wenigen Ein¬ 
schränkungen alle gesunden Jünglinge zum Heeresdienste verpflichtet waren. 
Diese Landeskinder bildeten jedoch nur eine Hälfte der Armee. Tie 
andere Hälfte wurde nach wie vor durch Anwerbungen außerhalb Preußens 
beschafft. Die Kraft des Heeres lag nunmehr nicht allein in seiner Größe, 
sondern auch darin, daß fortan die Laudeskiuder selbst Gut und Blnt daran 
setzen mußten, wenn es galt, für den eigenen Herd, für Freiheit, Ehre und 
Vaterland zu fechten. Dazu kam noch die vortreffliche Schulung des Heeres. 
Fürst Leopold von Dessau führte den Gleichschritt und den eisernen Ladestock 
ein. Er brachte es dahin, daß die Infanterie in der Minute 5—7 mal zu feuern 
vermochte. Mit gutem Grunde durfte er deshalb in einem Briefe an den König 
bemerken: „Freunde und Feinde bewundern 
Ew. Majestät Infanterie; die Freunde sehen 
sie für ein Wunderwerk der Welt an, die 
Feinde mit Zittern." In seinem Offizier¬ 
korps wußte der König, dem Tüchtigkeit 
im Dienst als der größte Wert eines 
Mannes erschien, ein lebhaftes Ehr- und 
Standesgefühl zu wecken. Deshalb herrschte 
auch im ganzen Heere der gute Geist, der 
später Friedrich dem Großen zu feinen 
beispiellosen Siegen tierhalf. 
Aber auch schon während der Re¬ 
gierung Friedrich Wilhelms I. bewahrte 
das Heer im Nordischen Kriege, besonders 
bei der Erstürmung von Stralsund, feinen 
alten Waffenruhm, so daß der König von 
dem preußischen Adler sagen konnte: „Er 
Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, weicht der Sonne nicht." Als der Kaiser 
im Polnischen Erbfolgekriege seine Hilse 
gegen Frankreich beanspruchte, wollte er ihm statt der früher versprochenen 
10000 Mann Hilfstruppen deren 50000 schicken; denn er sagte: „Wenn 
die Franzosen ein Dorf in Deutschland besetzen, so müßte der deutsche Fürst 
ein Schelm sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran setzte." Aber 
auch bei dieser Gelegenheit lernte Preußen wieder „Habsburgs Dank" kennen; 
man schloß Frieden, ohne Friedrich Wilhelm I. zu Rate zu ziehen, so daß derselbe 
entrüstet ausries: „Der Kaiser behandelt mich und alle deutschen Reichsfürsten 
wie Schubiacks." Bei einer andern Gelegenheit sagte er, aus den Kronprinzen 
deutend: „Da steht einer, der mich rächen wird." 
Die Rache folgte bald, nachdem des Königs Sohn und Nachfolger als 
Friedrich II. in jugendlichem Alter den Thron bestiegen hatte. Als Kaiser 
Karl VI. 1740 gestorben war, forderte Friedrich von der Thronerbin Maria 
Theresia die schlesischen Fürstentümer, auf welche Preußen alte Erbaufprüche 
hatte. Als feine Forderung abgelehnt wurde, rückte er mit 30000 Mann 
Kerntruppen in Schlesien ein. Bei Mollwitz, Ehotufitz und Czaslau erwarb
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.