Full text: Für das siebente, achte, neunte und zehnte Schuljahr (Teil 3, [Schülerband])

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stand. Da riet man ihm, er möge Horant von Dänemark hinsenden, dem 
die Sitten des irischen Hofes bekannt seien. Nun ließ König Hettel Horant 
und seinen Freund Frute, sowie den streitbaren Helden Wate von Sturm¬ 
land in Holstein zu sich entbieten. Diese drei waren bereit, die Braut¬ 
fahrt nach Irland für König Hettel zu unternehmen. Frute meinte, man 
sollte sich in Irland als Kaufleute ausgeben, damit die wahre Absicht nicht 
sofort verraten würde. 
Auf des Königs Befehl wird nun ein Schiff aus Cypressenholz ge¬ 
zimmert, silberne Beschläge werden um den Mastbaum geschlagen, die Ruder¬ 
stangen mit lichtem Golde umwunden, die Anker aus Silber geschmiedet. 
Was König Hettel an Kostbarkeiten besaß, wurde in das Schiff geladen; 
mit diesen sollte Frute sein Geschäft eröffnen. Speise und Trank wurden 
nicht vergessen, auch Waffen verbarg man für die Zeit der Drangsal. 
Diesem Schiffe folgten mehrere andere; 3000 bewaffnete Männer bargen 
dieselben. 
Mit günstigem Winde fuhren die Helden gen Irland. Vor Hägens 
fester Burg Balia warfen sie Anker. Aus den Schiffen trugen sie die 
Waren. Was man nur wünschen konnte, war da zu sehen, und bald 
fehlte es an Neugierigen nicht, die an den Strand kamen, die Fremden 
und ihre Habe zu besichtigen. Wate ließ den Herrn des Landes um 
Marktrecht und Gastfreundschaft bitten. Beides wurde ihnen gewährt, und 
40 Häuser überließen die Bürger den Fremden. 
Durch ihre Kammerfrauen hörte Prinzessin Hilde von den Kost¬ 
barkeiten, welche die Fremden feilboten und zum Teil verschenkten. Sie 
bat ihren Vater, die fremden Kaufleute an den Hof einzuladen. Diesen 
kam die Einladung gelegen. Sie legten kostbare Gewänder an und gingen 
zu Hofe. Von dem Könige und der Königin wurden sie gastfreundlich 
aufgenommen und mit dem besten Wein bewirtet. Auch in die Gemächer 
der Prinzessin Hilde kamen sie. Wie edle Ritter gebärdeten sich die ver¬ 
meintlichen Kaufleute. Besonderes Aufsehen erregte Wate; er trug einen 
breiten, mächtigen Bart, sein langes Haar hatte er mit goldenen Borten 
durchwunden. Die Königin fragte den breitschulterigen Recken, ob es ihm 
angenehmer sei, der Unterhaltung holder Frauen zuzuhören, oder ob er 
lieber in harten Kämpfen fechten wollte. Wate antwortete, der Streit sei 
sein Element, im harten Kampf erprobe sich der Mann. 
Nun gingen die Helden täglich an den Hof und beteiligten sich an 
den Ritterspielen. Wate sagte, er könne nicht fechten. Da ließ der König 
seinen besten Fechtmeister kommen, um ihn in dieser Kunst zu unterrichten. 
Aber der Schüler war dem Meister über: 
Der Meister war in Nöten; flink er zur Seite sprang 
Gleich einem wilden Pardel. In Wales Hand erklang 
Das schöne Schwert gewaltig. Wie da die Funken stoben 
Ans Brünnen und aus Schilden! Der Meister mußte seinen Lehrling 
loben.
	        
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