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die sozialistische Republik, das Mittel dazu die Verhetzung des
ermüdeten Volkes gegen den König und deshalb die Erregung
eines auswärtigen Krieges, obwohl die verzweifelte Finanz-'
läge, die politische Anarchie und die kirchlichen Wirren dringend
davon abmahnten.
2. Die Veranlassung zu Verwicklungen mit dem Deut-
schen Reiche boten die geduldeten Werbungen für die Emi¬
granten am Rhein und die Weigerung des Reichstages (August
1791), die Aufhebung der Feudallasten auf den elsässischen Be-
sitzungen deutscher Fürsten anzuerkennen. Preußen und Öfter-
reich, mit den osteuropäischen Angelegenheiten beschäftigt, wünsch-
ten keinen Krieg, verständigten sich deshalb bei einer Znsam- Aug.
menkunst der Monarchen in Pillnitz August 1791 nur über eine 1791
gemeinsame Demonstration gegenüber Frankreich und wiesen das
Hilfsgesuch des Grafen Artois zurück. Die Girondisten aber
setzten den Beschluß zu Rüstungen durch (November, December)
und drängten, auch als Kaiser Leopold II. die Entwaffnung der
Emigranten verfügte, die Regierung zu einer drohenden Anfrage ?
über des Kaisers Absichten. Dieser schloß daraus am 7. Februar Febr.
1792 ein Verteidigungsbündnis mit Preußen. Nach 1792
seinem jähen Tode am 1. März stürzte die Gironde das Mini¬
sterium durch die Anklage auf Hochverrat und zwang den
König zur Berufung eines girondistifchen Ministeriums
(Roland Inneres, Dumouriez Auswärtiges). Dies erklärte 2Q
am 20. April den Krieg an Österreich. April
3. Da der König inzwischen gegen die Beschlüsse der Legis-
lative über die Emigranten (Rückkehr bis zum 1. Januar 1792
bei Strafe der Güterkonstskation) und die eidweigernden Priester
(Entziehung der Pension, später Deportation) sein Veto einge-
legt hatte, auch die Bildung eines jakobinischen Besatzungsheeres
für Paris nicht zugeben wollte, so trat das girondistische Mi-
nisterinm zurück und eine Pöbeldemonstration gegen das 2Q
Veto am 20. Juni bedrohte den König selbst in den Tuilerien. Juni
Seine Lage verschlimmerte die Kriegserklärung Preußens
(26. Juni) und der Einmarsch der Verbündeten in der
Champagne, insbesondere das Manifest des Oberbefehlshabers
Ferdinand von Brannfchweig vom 25. Juli. Die Girondisten und
Jakobiner setzten nun einen neuen Gemeinderat ein und trieben 1Q
das Volk am 10. August zum Sturm auf die Tuilerien, Aug.
die nur die treue Schweizergarde verteidigte, während die könig-
liche Familie in die Nationalversammlung flüchtete. Diese beschloß