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liehen Zeitraums durch keinen barbarischen Feind zer-
vuctec worden ist; dieß ist das elendeste unter allen
europäischen ländern, ist unter der Regierung des
Statthalters Jesu Christi auf Erden, in nicht
viel besseren Umstanden, als wenn es unter dem De»
spotisme eines türkischen Paschas seuszte. Durch
seine läge zwischen dem mittelländischen und adria-
trstden Meere zum handelnden Staate gebildet, ge¬
gen Norden von Venedig und Toskana, gegen Süden
von Neapel begranzet, alles ländern, Ln denen die
Landeskultur aus einer viel höher» Staffel der Voll¬
kommenheit stehet, hat es weder Handel noch Manu¬
fakturen noch landbau, das einzige Bologna etwa»
ausgenommen; und in den ganzen goo Quadrat¬
meilen, die es befasset, werden aufs höchste i Million
g z 0000 Einwohner leben, eine Summe, welche kaum
derjenigen gleichkömmt, die man unter römischer Herr¬
schaft, für Rom und sein Gebiete annehmen kann.
Dieser traurige Verfall, den keine Priesterregie¬
rung endigen wird, (oder der römische Hof müßte
dadurch, daß immer mehr Quellen seiner Einkünfte
verstopft werden, und von selbst versiegen, aus Noth
gedrungen werden, einen andern Regierungsplan ein¬
zuschlagen) hat sogar die Beschaffenheit der Elemente
verändert» Der Boden ist an vielen Orten zur tro¬
ckenen dürren Sandheide worden, welche nichts als
langes mageres Gras und Binsen bedecket, da in
andern Gegenden wieder Sümpfe und Moräste ent¬
standen sind, welche, wiez.B. die pomptinischenbey
Rom, von denen wir in der Folge sprechen werden,
die Luft verpesten, und für die Gesundheit sehr schäd¬
liche Folgen Hervorbringen. Gewiß, es thut weh, so
schöne Gestlde — selbst bey ihrer Verwüstung noch
schön — in einen so kläglichen Zustand versetzt, und
ihre unglücklichen Bewohner mit Mangel und Eleny
ringen