Full text: [Teil 6 = Sekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Sekunda, [Schülerband])

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haben wir lange Zeit zu ihm hinübergeblickt, bis Straßburg, das 
jetzt mit seinen Türmen, Kuppeln und Dächern immer deutlicher aus 
dem fliehenden Nebelflor tritt, wieder unser ward, einst die deutscheste 
Stadt im Reiche. Fruchtbare Gelände, Weinterrassen, ungezählte 
Dörfer, Städte, Weiler, Kirchen und Kapellen reihen sich dem er— 
habenen Bilde ein, und während die letzten Nebel wie überwundene 
Dämone in der Ferne des Rheintales entschwinden, zeigt sich jetzt, 
umglüht vom frischen Morgenlichte, in zauberischer Schönheit mit 
seinen dampfenden Tälern und leuchtenden Gipfeln, Berge an Berge 
in fast unübersehbarer Länge aneinander gedrängt, der Wasgenwald, 
das glückliche Elsaß. 
Kein deutscher Gau kann mit der Fruchtbarkeit des Elsaß wett— 
eifern, wie auch kein mitteldeutsches Gebirge an Großartigkeit und 
Waldespracht sich mit den Vogesen messen darf. Kraft und Fülle in 
der Tiefe und auf den Höhen! Die Natur erscheint in ihrer schöpfe— 
rischen Gabelaune hier fast als Verschwenderin. Diesen Überreichtuüm 
des Landes, dem das genießende Volk ehedem auch in seinen Bauten, 
in Haus und Lebensführung frohsinnlichen Ausdruck gab, kündet auch 
jener bekannte Spruch, der seitdem gleichsam symbolisch für das reiche 
Elsaß geworden ist: 
Drey Schlösser auf einem Berge, 
Drey Kirchen auf einem Kirchhoffe, 
Drey Städt in einem Thal, 
Drey Offen in einem Sahl, 
Ist das ganz Elsaß überall. 
Am Ausgang des Weißtales bauen sich noch, altertümlich an— 
zuschauen, die drei Städtlein Kaysersberg, Kientzheim und Ammersch— 
weiler nachbarlich nebeneinander auf; über dem traulichen Rappolts— 
weiler blicken noch immer die „Drey Schlösser auf einem Berge“ 
hinab den Rheinstrom und zum Schwarzwald hinüber.“ Bis vor 
nicht allzu langer Zeit konnte man auch bei Reichenweier, dem Ge— 
burtsorte des durch Hauffs „Lichtenstein“ volkstümlich gewordenen 
Herzogs Ulrich von Württemberg, die drei Kirchen auf dem Gottes— 
acker sehen. Jetzt sind sie niedergerissen worden, und im Kranze 
üppig prangender Weingelände reckt ein protestantisches Gotteshaus 
seinen hellen Turm empor. Mit den drei Ofen in einem Saal will
	        
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