Full text: Gedichtsammlung für höhere Mädchenschulen (1, [Schülerband])

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So rafft von jeder eitesit Bürde, 
Wenn des Gesanges Ruf erschallt, 
Der Mensch sich aus zur Geisterwürde 
Und tritt in heilige Gewalt; 
Den hohen Göttern ist er eigen, 
Ihm darf nichts Irdisches sich nahn, 
Und jede andre Macht nmß schweigen, 
Und kein Verhängnis fällt ihn an; 
Es schwinden jedes Kummers Falten, 
So lang des Liedes Zauber walten. 
Und wie nach hoffnungslosem Sehnen, 
Nach langer Trennung bitterm Schmerz 
Ein Kind mit heißen Reuethränen 
Sich stürzt an seiner Mutter Herz: 
So führt zu seiner Jugend Hütten, 
Zu seiner Unschuld reinem Glück 
Vom fernen Ausland fremder Sitten 
Den Flüchtling der Gesang zurück, 
In der Natur getreuen Armen 
Von kalten Regeln zu erwärmen. 
Friedrich von Schiller 
42. Volkers Nachtgesang. 
Die lichten Sterne funkeln 
Hernieder kalt und stumm; 
Von Waffen klirrts im Dunkeln, 
Der Tod schleicht draußen um. 
Schweb hoch hinauf, mein Geigenklang! 
Durchbrich die Nacht mit klarem Sang' 
Du weißt den Spuk von dannen 
Zu bannen. 
Wohl finster ist die Stunde, 
Doch hell sind Mut und Schwert; 
In meines Herzens Grunde 
Steht aller Freuden Herd. 
O Lebenslust, ivie reich du blühst! 
O Heldenmut, wie kühn du glühst! 
Wie gleicht der Sonn im Scheiden 
Ihr beiden.
	        
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