Full text: [Teil 3 = Quarta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quarta, [Schülerband])

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selbe Fluß, der brausend und schäumend von den Schweizer Bergen sich 
herabstürzte und seine stolzen grünen Wogen durch unser deutsches Vater¬ 
land ergoß? Er ist es; aber er ist ein Greis geworden, und mit Mühe 
nur erreicht er das Meer. Außerdem ist Holland von zahllosen Kanälen 
durchzogen. Sie sind angelegt, um das Land zu entwässern und den Ver¬ 
kehr der Menschen zu erleichtern. Diese Kanäle sind belebt von Schiffen, 
Kühnen und breiten Fähren, die gezogen werden, daher „Treckschuten" 
genannt, welche Waren und Menschen durch das Land befördern. Im 
Winter wird der Verkehr durch Schlitten und Schlittschuhlauf vermittelt, 
worin die sonst so schwerfälligen Holländer Meister find. 
Trittst du in eine Stadt oder ein Dorf, so findest du alles still, 
reinlich und nett. Überaus liebt der Holländer eine spiegelblanke Sauber¬ 
keit, die zuweilen fast übertrieben erscheint. Giebt es doch Ortschaften, wo 
wöchentlich die ganzen Straßen ausgewaschen werden. 
Sein Haus schmückt der Niederländer mit Blumen und Kräutern, mit 
Schnörkeln und Bildern. Kamine und Öfen sind oft mit glasierten Kacheln 
ausgelegt, auf denen, meist in blauweiß, zierliche Bildchen glänzen. Auf 
den Simsen darüber reiht sich allerhand Thon- und Porzellangeschirr, wo¬ 
von die Delfter Krüge und Teller am berühmtesten sind. Die zierlichen 
Gürten, deren Beete und Wege mit bunten Steinen und Muscheln um¬ 
randet sind, prangen im farbigsten Blumenschmuck. Namentlich in der 
Tulpenzucht ist Holland weltberühmt geworden; seltene Haarlem er Zwiebel¬ 
sorten wurden oft mit fabelhaften Preisen bezahlt. Auf dem Lande herrscht 
auch in den Stallungen, den Scheunen und Dreschtennen eine Ordnung und 
Reinlichkeit, die gradezu beschämend wirkt, wenn man an die Unsauberkeit 
so mancher heimatlichen Dörfer und Bauernhöfe denkt! Aber diese große 
Reinlichkeit, diese peinliche Sauberkeit der Holländer, dazu ihre Blumen¬ 
liebe und Blumenpflege, ihre Freude an bunten Farben sind leicht er¬ 
klärlich. Grau, trübe und einförmig ist ihr Land; denn es ist ein Land 
der Marschen, Sümpfe und Heiden, wo nur um die Dörfer und Kanäle 
her einzelne Baumgruppen sich erheben. Das Meer, die Seen, Teiche und 
Gräben machen die Luft feucht; der Himmel ist oft umnebelt. Das Torf¬ 
und Marschland ist schmutzig. Hiergegen braucht der Holländer ein Gegen¬ 
gewicht und er hat es sich bereitet durch die Freude an dem Netten, Heitren 
und Bunten, womit er sich umgiebt. 
Im allgemeinen ist das Volk langsam, zurückhaltend, kaltblütig, und 
auf dem Lande leicht mißtrauisch, eigensinnig und ablehnend. Bedächtig 
und gemächlich schreitet der Bauer in seinen hohen Holzschuhen einher; mit 
prüfender Miene, in schwerfälliger, breiter Rede begegnet er dem Fremden. 
Vielfach haben sich noch die alten malerisch bunten Trachten erhalten, die 
Rotjacken und schwarzsamtenen Pumphosen der Männer, die breiten hellen
	        
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