Full text: [Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband])

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zuletzt, vom Weine besiegt, in der Halle zerstreut lagen, von Schlaf 
und Trunkenheit gefesselt. 
Das war der Augenblick, auf den Walther mit Schmerzen ge— 
wartet; unbemerkt eilt er hin, wappnet sich, zieht sein Schlachtroß 
aus dem Stalle, Hildegunde bringt die Schreine mit den Schätzen, 
und nachdem er diese dem Rosse aufgeladen, verlassen sie Etzels Burg 
und eilen gen Westen nach ihrer lieben Heimat. 
Sobald König Gunther durch den Fergen, der die Flüchtlinge 
über den Rhein setzte, von dem fremden Ritter, der schönen Jung— 
frau und dem schwerbeladenen Rosse Kunde erhalten hatte, brach er 
sogleich mit zwölf tapferen Rittern auf, um den Fremdling zu ver— 
folgen und seiner Schätze zu berauben. Unter den Rittern, die er 
mitnahm, war auch Hagen. Das war dem Recken leid; denn er hatte 
aus der Schilderung des Fergen erkannt, daß der Flüchtling niemand 
anders sei als sein Jugendgefährte Walther. Er bot deshalb alles 
auf, um den König von seinem Vorhaben abzuhalten, aber vergebens. 
Gunther spornte nur noch mehr zur Eile an. Als er die Fußstapfen 
der Flüchtlinge im Sande fand, frohlockte er, als hätte er den Sieg 
schon in den Händen. 
Weit hinter Worms erhebt sich ein waldiges, schluchtenreiches 
Gebirge; Wasgenwald wurde es damals genannt, jetzt nennt man 
es auc, die Vogesen. Dort ragen zwei Berge dicht nebeneinander, 
zwischen ch eine enge, anmutige Schlucht bildend, oben vom Gipfel 
der Fenen überwölbt: eine Höhle für Räuber, mit weichem Moose 
bewachsenn. Hier hatte Walther die Nacht verweilt und das erstemal, 
seit er aus Hunnenland schied, die Rüstung abgelegt und seinen 
Gliedern die langentbehrte Ruhe gegönnt, während Hildegunde am 
Eingange der Höhle saß und Wache hielt. Wie erschrak da die Jung— 
frau, als sie plötzlich eine Schar gewappneter Reiter dahergesprengt 
kommen seen! Rasch weckte sie Walther auf. Im Nu stand dieser gerüstet 
da und „ritt an den Ausgang der Felsenhalle, um zu sehen, wer 
die Reu wären, und was sie wohl im Schilde führten. Und siehe, 
Hagens „ .lmbu j erkennend, rief er Hildegunden zu: „Nicht Hunnen, 
Franken sind es, die da kommen, und Hagen, mein alter Geselle, 
ist unter ihnen. Ihn allein fürchte ich, von den übrigen hoffe ich 
wohl genesen zu bleiben.“ 
Unterdes waren die Wormser vor der Schlucht angekommen, und 
Gunther entsandte alsbald den Grafen Gamelo von Metz zu Walther, 
um ihn zur Herausgabe seiner Schätze aufzufordern. Walther bot 
Gunther hundert Goldspangen, wenn er ihm den Kampf erspare und 
ihn friedlich seines Weges ziehen lasse. Hagen riet eindringlich, dieses 
Anerbieten anzunehmen, und mahnte noch einmal ab vom Kampfe gegen 
den Helden, dessen Tapferkeit und Stärke unbezwinglich seien. Auch 
Wacker, Lesebuch. 43. VI. Teil. 
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