Full text: [Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = Klasse vier, siebtes Schuljahr, [Schülerband])

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Aber jetzt wünsehte er sie sich her. Die würden schon die bösen 
Buben, die ihn an die Leine legen vwollten, vertreiben. Beim ersten 
Schub würden sie ausrücken. 
Natũrlich, wie's so ist: braucht man einmal Schweden, sind 
sie nicht da. Die Männlein vollendeten ihr Werk und zogen mit 
er adern Schnur durehs Dorf und in den Wald hinein. Der 
Rirchturm war nach zwei Seiten hin angebunden. 
O Schmachl Was nutzte es ihm nun, dab er seit zehn Jahren 
einen sebr feinen hellgrauen Anzug besab; was nutzte es, dab ihm 
qe Horrt Pfarrer neulisch einen ganz neuen roten Hut versprochen; 
ja, was nutzte ihm sogar sein gröhter Stolz: dab er vor zwanzig 
Jahren eine richtig gehende Taschenuhr bekommen hatte? Die alte 
Sonnenubr, die er einige hundert Jahre getragen, var schlieblich 
etwas eingestaubt gewesen, und man hatte ihm eine Iee 
Ziffern und Rädern gekauft. Da hatte er in seinem Stol- und seiner 
Freude den ganzen Tag darauf geschielt, wie spät es sei. Schõne 
Zeit war das 
Jetzt war alles dahin: sein Schmuck, seine Ehre, seine frohe 
Laune. Er var angebunden! — — — Der Abend kam. Durch die 
Mauerluke des Turmes ging der Wind wie schluchzendes Atmen; 
und ein paar kalte Propfen rannen über seine groben Augen. 
Was hatte er seiner Gemeinde getan, dab sie ihm diese Schmach 
viderfahren lieb? Hatte er nicht freudig sein Lied gesungen zu 
ihren Festen? Hatte er nicht sein tröstendes Sprüchlein gesagt, venn 
eine Seele am Scheiden war; hatte er nicht in wilden Sturmnãchten 
Vie in den Blütenstunden des Mai Wache gestanden an ihren Grübern; 
hatto er nicht als erster jedem Heimkehrenden, der aus der PFremde 
kam, einen Willkommensgruß zugewinkt? Und sein golden Kreu-— 
lein hatte er über Hof und Haus, Feld und Wald gestreckt wie einen 
inumerwahrenden Segen — 
Ein paar Tage vergingen. Wieder war es Abend. 
Die Schulmagd kam, die Glocke zu läuten. Der Turm tat seine 
Pflicht: er sang seinen Abendsegen. ber in seiner Stimme war 
ein Klang von Prauer und Herzeleid. 
Unten knarrte das Kirchhofstürchen. 
Die junge Frau Annemarie kam. Sie ging sehnell und aufgeregt. 
Ihre Blicke irrten über den Kirchhof. Und sie fiel vor dem groben 
Kreuz auf die Knie, das unter der Linde stand. 
„Erbarmꝰ dich, Herr, erbarm' dich! Lab mein Kind nicht sterben 
Lab mwein Kind nicht sterben!“ 
Sie wiederholto schluchzend immer dieselben Worte. 
Der Rirchturm wubte Bescheid. In ein paar Tagen mubten
	        
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