Volk dem Jubiläum dieser Revolution mit denselben unversöhnten Gegen¬
sätzen entgegen, unter denen sie begann: Klerus und Voltairianismus,
religiöser Fanatismus und sektenmätziger Raserei verfallender Materia¬
lismus; die unsterblichen Ansprüche einer alten Geburtsaristokratie und
die neuen Ansprüche eines erfolgreichen Erwerbstandes, dessen Selbst¬
sucht kein tieferes Pflichtbewußtsein bändigt; die utopistischen Begierden
und der rachsüchtige Groll der besitzlosen Massen, deinen von diesen
Gegensätzen hat die napoleonische Herrschaft aufgelöst, aber sie hat das
Volksbewutztsein um die Überzeugung von höchst zweifelhaftem Wert
bereichert, daß Frankreich, wenn alles nur mit rechten Dingen zugehe,
an der Spitze der Welt stehen müsse, nicht nur durch die Überlegenheit
seiner Kultur, sondern durch die Überlegenheit seines Schwerts, wenn
dieses nur nicht von Verräterhänden geführt wird.
Lassen wir den Franzosen diesen gefährlichen Erwerb, den einzigen,
den sie aus der napoleonischen Epoche gerettet. Er wird Europa, er
wird vor allem Frankreich nach aller Voraussicht noch schweren Schaden
bringen. Aufhalten wird er nach eben dieser menschlichen Voraussicht
die notwendige Ausbildung des europäischen Völkersystems nicht.
Wir verehren in Friedrich den Kriegshelden, der sich nach jedem
Sieg bescheidet und nie sein Ziel zu hoch steckt, dessen Politik in dem
späteren Spruch ausgedrückt ist: Dies ist unser; so laßt uns sagen und
so es behaupten. Wir verehren in Friedrich den Staatsmann, der un¬
ermüdlich Tag für Tag den längsten Teil des Lebens der Sorgfalt im
Kleinen widmet. Wir verehren in Friedrich den freien Geist, der sein
Leben und Tun aus eignem Willen dem strengen Gebot des kategorischen
Imperativs unterwirft, für dessen Regel nach seinem Tod ein Weiser
den Ausdruck fand. Wir verehren in Friedrich den Regenten, der mit
gesundem Herzen den natürlichen Zweck gegenüber dem toten Recht
zur Geltung bringt. Zn allen diesen Stücken ist er unser Vorbild, dessen
Lehre durch das gewaltige Wachstum der in gewissen Grundbestimmungen
unveränderten Verhältnisse nur um so beherzigenswerter geworden.
Der Mißbrauch kriegerischer Erfolge hat uns jederzeit fern gelegen,
hier am wenigsten bedürfen wir Friedrichs Mahnung; aber die Kunst,
das Errungene zu behaupten, ist uns vor allen andern Völkern erschwert.
Hier müssen wir dem Beispiel, das in wenigen Jahren eine derselben
Aufgabe gewidmete Staatskunst gegeben, ablernen, was möglich ist.
Und die Sorgfalt im Kleinen zur Schonung und Pflege der innern Kraft
werden wir nie entbehren können; nie werden wir es zu dem Reichtum