§. 87. Derticale Gliederung und Bewässerung. 291
ihre Schaaren zuni weiteren Zuge zu mustern pflegten (Friedrich Bar¬
barossa, 1158). Weiter abwärts am Po liegen noch Cr emo na,
Guastalla, wo auf eine kurze Strecke der Fluß sich nordwärts wendet,
und Ferrara und Adria im Delta des Flußes.
Unter den Alpenzuflüssen der lombardischen Ebene nennen wir
zuerst die Dora Baltea vom Montblanc her, die bei Ivrea in die
Ebene tritt, die Sesia vom Monte Rosa und den Ticino (Ticinns)
vom St. Gothart, der den schönen Lago Maggiore (Langer See
der Deutschen) durchfließt und dann, von Versumpfungen begleitet, bei
Pavia sich in den Po ergießt. Der Ticino ist daher derjenige Fluß,
welcher einem von Westen heranziehenden Heere die ersten Schwierigkeiten
bereitet. Daher hier Schlachtfelder aus allen Perioden der Geschichte.
Hier schlug Hannibal seine erste Schlacht auf italischem Boden, hier
besiegte Marius (101) auf den raudischen Feldern bei Vercelli
die Cimbern, wurde Friedrich Barbarossa 1176 bei Leg im no, 1526
Franz I von Frankreich von Karl V bei P av ia geschlagen, und liegen
die Schlachtfelder von Novara und Magenta (1849 und 1859).
Pavia hat außerdem seine historische Bedeutung als Hauptstadt des
Longobardenreichs. Dann folgt die aus dem Comersee herabkommende
Adda, welche bei Cremona mündet. An ihren Usern das Schlacht¬
feld von Lodi (Napoleon 1796). In dein Gefilde zwischen Ticino
und Adda liegt in blühendster Umgebung an einem Schiffahrtscanal,
der beide verbindet, Mailand (Mediolanum), die Hauptstadt der
Lombardei. Dann folgt aus demJfeofee der Dgl io, und als letzter
Nebenfluß des P o, aus dem Gardasee kommend, den er bei der Festung
Peschiera verläßt, der Mi nci o. Innerhalb seiner Sümpfe, die durch
Durchstechung der Canäle zu weiten Seen ausgedehnt werden können,
liegt die Wasserfeste Mantua, lange Zeit einer der Hauptstützpunkte
der österreichischen Herrschaft in Italien.
Die Etsch ist der einzige Fluß der Lombardei, der nicht als wildes
Berggewässer in sie eintritt. Von ihrem Eintritt bei Verona läuft sie
anfänglich gleich den vorhergehenden Flüssen südwärts, bis Legnago,
um von da ab dem Po parallel zu fließen und zuletzt mit diesem Flusse
ein gemeinsames Delta zu bilden. Auch sie bildet mit dem Mincio
eine ähnliche Vertheidigungslinie, wie westwärts der Ticino, denn die
weiter östlich strömenden Alpenflüsse sind zu unbedeutend, um wirkliche
Hindernisse abzugeben. Daher auch hier wieder zahlreiche Schlachtfelder:
Castiglione und Rivoli (1796), Custozza (1849) und Solferino
(1859). Um diese Landschaft zu behaupten, die den Eingang nach
Deutschland durch das Etschthal beherrscht, hatte Oesterreich die vier
Platze Peschiera, Mantua, Verona, Legnago, das sogenannte
Festungsviereck, auf's Stärkste befestigt. Weiter nach Osten folgt die
Brenta, welche einst in die Lagunen von Venedig mündete und die
^nftln derselben schon längst landfest gemacht haben würde, wenn die
Republik nicht durch einen riesenhaften Canal den Fluß um die Lagunen
herum abgeleitet hätte, so daß er jetzt südlich von Chioggia in die
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