sich zu wehren. Donnerwetter, das hätten sie mir tun sollen! Ja,
der Petrus, vor dem habe ich alle Achtung; der hieb zu mit dem
Schwerte wie ein rechter Kriegsmann!" Da sprach seine Frau: „Aber
die Armen hatte Jesus gern!“ „Ja, und auch die Kinder!“ fügte das
kleine Mädchen bei, das neben ihr saß. So redeten sie miteinander.
— Jetzt begann Winfried wieder: „Morgen wollen wir die Donar¬
eiche auf dem Berge niederhauen und dafür eine Kirche bauen und
sie dem Petrus weihen.“ Auf diese Worte schwiegen zuerst die
Heiden erschrocken; dann aber redeten viele durcheinander. Manche
warfen drohende Blicke auf Bonifatius; andere standen auf und gingen.
„Laß den Baum stehen!“ bat der lahme Mann, „er steht schon immer
da oben, und es läßt sich dort so gut beten.“ Da antwortete Win¬
fried: „Ich muß ihn umhauen; denn wenn ich fort bin, würdet ihr
Jesus wieder vergessen und zu Donar beten. Ich will euch ein Zei¬
chen geben. Wenn euer Donar wirklich ein Gott ist, wie ihr sagt, so
mag er seinen Hammer schleudern und mich mit einem Blitze treffen."
—■ Noch lange standen sie auf den Dorfstraßen umher, und Christen
und Heiden stritten sich, wer stärker sei, Jesus oder Donar.
Am andern Morgen sah man zwei Menschenhaufen den Berg
hinaufsteigen; die Christen hielten zu Jesus, die Heiden zu Donar.
Oben standen die Scharen getrennt, und der Opferstein lag zwischen
ihnen. Wie eine Henne ihre Küchlein, so hatte die Waldfrau die
Heiden um sich versammelt, und ihre weißen Haare flatterten in der
Morgenluft. Es schien ein heißer Tag zu werden; unten im Tale
waren die Nebel aufgestiegen und hatten sich langsam zu großen
Wolken zusammengeballt. Jetzt kam Winfried mit einer kleinen Schar
Mönche; einige von ihnen trugen Äxte über der Schulter und eine
Säge. Als die Heiden die Beile erblickten, begannen sie zu murren
und zu drohen; ein paar riefen: „Weg mit der Axt!“ Einer trat ein
paar Schritte auf Winfried zu, schwang drohend seinen Speer und
rief: „Schlagt ihn tot, wenn er es wagt, den Baum zu fällen!“ Die
Christen umringten schützend Winfried; dieser legte die Axt weg
und schritt auf die Schar der Heiden zu. Er nahm ein Pergament
aus der Tasche, die er am Riemen trug, und sprach: „Das ist der
Brief des Papstes an euch; er schickt mich, damit ich euch von Jesus
lehre und euch mit Wasser taufe.“ Neugierig drängten sich die Heiden
um ihn und besahen das weiße Blatt, an dem an einem Faden das
Siegel von Wachs hing. „Was kümmert uns der fremde Mann?“
sprach die Waldfrau; „er mag zu seinem Gott beten, wir beten zu
dem unsern. Wir dulden nicht, daß du die Eiche niederhauest, und
unser Herr, der Frankenkönig, wird das auch nicht dulden.“ Da
nahm Winfried ein zweites Schreiben aus der Tasche und las es laut