Full text: [Schuljahr 1, [Schülerband]] (Schuljahr 1, [Schülerband])

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76. Johaun Michael Moscherosch (1600 1669). 
Moscherosch entstammte einer edlen spanischen Familie und wurde zu Wilstätt 
in Baden geboren, wo sein Vater Prediger war. In den Wirren des 30jährigen 
Krieges verlor er sein ganzes Vermögen, mußte flüchten und wurde schwedischer 
Kriegsrat. Sein Hauptwerk ist: „Wunderliche und wahrhaffte Geschichte Philanders 
von Sittewald“, 14 Traumbilder, in denen das Leben und die Laster der damaligen 
Welt geschildert sind 
Soldatenleben. 
(Aus den Geschichten des „Philander von Sittewald“) 
Als ich auff die lincke Hand das Land hinüberschluge und auff vier 
Stunden wegs kam, ersahe ich nicht weit von mir ein wenig glasts von Fewer, 
dem ich mich näherte; und als ich hinzugienge, einer duß grnr wurde, 
und bey mir die Rechnung machete, es würden etliche arme euthlein oder 
Saltzträger (als vmb diese Gegend gewohn war) sich jrgend die Nacht vber 
da auffhalten vnd rasten wollen, durch deren Mittel ich sonder zweiffel auff 
einen andern Weg konnte gewiefen werden. 
war war ich in meiner Meyhnung nicht betrogen; es waren arme Leute 
und Saltzträger, auch zween Kauffleut von Düsseldorf, ein Bott vnd viel 
andere, bis vber zwantzig Personen. 
Dann als ich zur Thür nahete, vmb hienein zusehn, wer es wäre, 
schnapps, zween Kerls hinden an mir und hielten mich bei den Armen, mit 
betrowen, still zu sein, oder es würde mich das Leben kosten; dann sie mir 
guch die Pistolen mit auffgezogenen Haanen auff die Brust satzten. Ich 
sprach; ja jhr ich will schweigen. rrr sie die Thür öffnen ließen. 
Behüte Gott! als ich hineinkam, was ein Elend vnnd Jammer war in 
der Kirchen. Neun gefattelte Pferde, meist weißer Haare, standen dort an 
gnem langen Stuel vngebunden fill, und fraäffen jhr Futter auß Maulsäcken. 
Vmb das Fewer lagen eyllf Kerls, theils gekleidet als Wenden; bey einen 
andern kleinen Fewer lagen etliche Felwer⸗Rohrer, vnd auff zwantzig Bawren, 
ohne andere Leut, welche mit Stricken an einander gebunden waren. 
Als etliche aufwischeten, mich gar leise frageten, wer ich wäre, und wo 
ich herkäme, dorffte es nicht viel Leugnens, dann ich war von einem, genanndt 
Itttwh den ich zuvor nb 10 Dnblnen u der Gesangenschafft losen helffen 
gleih erkandt: welches mir auch vinb soviel zu gut ame, daß ich nicht ge⸗ 
unden wurde als die andern, sondern auff geschehenes Versprechen, nih 
e hab ich bey sie zum Fewer liegen vnd in der Kiuchen herumb— 
en dörffen. 
Bttrwtz ruffte mich zum Fewer, vnd gab mir ein Stück Brod mit den 
Worten: Keß Bruter, du mußt jetzt reitt.“ Ich war trefflich froh daun der 
Bauch hatte mir meine Reyse schon lange vorgeworffen: vnd nach einer halhen 
Slund warn sie alle auff, ohngefähr zwo Stunden vor dag, vnd ritten hey 
lickendem Monde also dein Gebürg zu. Bttrwtz sätzte un hinder sich; aber 
ein Jammer war es zu sehen, wie grawsamlich die andere arme Leuthe zu 
fuß nachgestossen wurden, nut ea und Seblen, hinder welchen zween 
itten, so sie sorttrieben, vnnd auff der Seiten zwischen dier gebundene je 
zween wohlbewehrte Soldaten zu Fuß. 
wir nun ein Stund biere in das Gebürg gestampfft, kamen wir in 
Wildnuß hinein in n Thal, vnd es war bey zwo Stunden auff dem 
dg, da suchten wir zwischen den uen wiederumb Lager, vnd wurden so 
r Schiltwachten auff die höchsten Bäume, vnd da man auff die 
Stta sen sehen kunnte, gesetzet, vnd je zu zwo Stunden abgelöset, an welchem 
rth wir biß drey Stund in die Nacht geblieben. 
Deutsches Lesebuch f. höhere Lehranstalten. U. 
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