Full text: Deutsche Schreib- und Lese-Fibel

80. Erntearbeit. 81. Der kleine Aehrenleser. 
80. Erntearbeit. 
Die Erntezeit ist da; die Schnitter gehen auf's Feld. Zuerst 
wird der Roggen, dann der Weizen und die Sommergerste, zuletzt 
der Hafer reif. Die abgemähten Halme werden in Garben ge— 
bunden und im Felde in Mandeln oder Häufchen zum Trocknen 
aufgestellt. Schlimm ist es für die Garben, wenn es Gott in der 
Erntezeit oft regnen läßt. Dann werden sie gar nicht trocken, 
ja sie verderben manchmal ganz. Darum bitten wir zur Erntezeit 
Gott besonders um günstiges Wetter. Sind die Garben trocken, so 
kommt der Erntewagen; der Segen Gottes wird aufgeladen und 
in die Scheune gefahren. Gar oft hat aber Gott so viel wachsen 
lassen, daß nicht alles unter Dach gebracht werden kann. Der 
Landmann macht dann große Getreidehaufen oder Schober auf dem 
Felde, deckt sie oben mit Stroh zu und läßt sie stehen, bis er in 
der Scheune Platz hat. Die armen Leute suchen sich zwischen den 
Stoppeln die einzelnen Aehren auf, welche liegen geblieben sind. 
Auch Schafe, Gänse und Schweine weidet man auf den Stoppel— 
feldern, damit sie ebenfalls solche Aehren und das Unkraut, welches 
zwischen dem Getreide gewachsen ist, fressen. Die Feldmäuse, die 
Hamster, die Sperlinge haben während der Ernte ihre gute Zeit. 
Sie haben dann Futter im Ueberflusse. Die Hamster und Feld— 
mäuse sammeln sich auch Vorrath für den Winter. Der Hamster 
trägt in seinem Maule nach und nach eine große Menge Getreide— 
körner in seinen Bau. 
Die Erntezeit ist für den Landmann eine schwere Arbeitszeit. 
Schon früh, ehe die Sonne aufgegangen ist, geht er mit den Knechten 
und Tagelöhnern auf das Feld, und bis spät Abends ist er thätig. 
Nur am Mittage, wenn es gar zu heiß ist, ruht er etwas. 
81.* Der Leine Lehrenleser. 
Die heiße Mittagsonne gluht; die fleibigen Schnitter Hegen 
mud' in eines Baumes kuhlem Schatten. LEin Kleiner Schnitter- 
knabe nur läuft rũüstig auf der weiten Hur umher noch, ohne 
zu ermatten. 
Er sammelt emsig Aehren ein; jedoch die Aehren sind 
nicht sein, nein, jener Frau, der armen, kranken. Er legt 
sie ihr zu Füben hin und springt davon mit heiterm Sinn 
und hört nicht ihr gerührtes Danken. 
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