Vonifatius, der Apostel der Deutschen
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der ganzen politisch-kirchlichen Neugestaltung durch Karl den Gro¬
ßen herbeigeführt.
Einfach und groß steht seine Heldengestalt vor uns, frühzeitig
erfüllt von dem einen Gedanken, den Heiden das Evangelium
zu verkünden, in lebendigem Glauben an die Einheit und Größe
der Kirche, ohne Leidenschaft und doch voll Begeisterung für die
hohe Aufgabe, der er sein Leben widmete. Er muß von starkem
Körper gewesen sein, sonst würde er nicht bis in sein Alter die
Anstrengungen ausgehalten haben, welche das fortwährende Reisen
ihm auferlegte. Denn wenn er auch meist zu Pferde reiste, so
waren die Strapazen kaum minder groß als bei dem Wandern
Zu Fuß.
Viel gewaltiger aber als seine körperliche Kraft erscheint die
Stärke seines Willens und Charakters, womit er alle Schwierig¬
keiten zu überwinden wußte und nicht eher ruhte, bis er sein Ziel
erreicht hatte. Auch hohe Geistesgaben muß er gehabt haben,
wenn wir sehen, wie unendlich vielseitig seine Tätigkeit war, wie
er nach allen Seiten lebenspendend und lebenerweckend in der
kurzen Zeit von einem Menschenalter — denn nur etwas über
dreißig Jahre dauerte seine Arbeit in Deutschland — sein Riesen¬
werk vollbrachte. Ernst, liebevoll und freundlich wird er geschil¬
dert; zur strengen Askese verpflichtete ihn schon seine Benedik¬
tinerregel; schlicht und wahr, stets das Wort Gottes zur Hand,
und darum herzlich und warm, aber auch scharf und schneidend
erscheint er in seinen Briefen, klug und gewandt, umsichtig und
besonnen in seinen Handlungen.
So steht Är da in seiner erhabenen Größe, eine leuchtende
Gestalt, die in der Tat an die ersten Glaubensboten erinnert,
welche der Herr selbst erweckt und ausgesandt hat. Und so faßt
ihn auch das Standbild auf, welches ihm unfern von seinem
Grabe 1842 in Fulda gesetzt worden ist: noch in jüngeren Jah¬
ren, mit wallendem Haar, in vorschreitender Stellung, das er¬
hobene Kreuz in der Hand.
Wilhelm Arnold.
Bock, Lesebuch. IV. Band.
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