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und alle die andern, die dabei waren, hatten sich das Trauern aus der
Seele herausgesungen, und es war ihnen selig zu Mute, als wären sie
daheim im teuren Vaterlande. — Darum merke: Wenn du wandern
gehst, so nimm deinen Glauben mit und deine Bibel und dein Gesangbuch!
Deun in diesen dreien liegen die echten Herrlichkeiten des deutschen Vater—
landes. Wer aber ohne diese auszieht, der kann wandern bis ans Ende
der Welt und findet nimmer eine Heimat. Den besten Rat aber, wenn
dir solche Wandergedanken ankommen, findest du in Gottes Wort ver—
zeichnet: Psalm 37, 35.
vos auf den Herrn, und thue Gutes! Bleibe im Lande, und nähre dich redlich! —
Habe deine Lust an dem Herrn! Der wird dir geben, was dein Herz wünschet. —
Befiehl dem Herrn deine Wege u. s. w. Jugendzeitung.
23. Sonntagsfeier.
Um eine würdige Sonntagsfeier ist es etwas Grosses! Wer in Stadt
und Dorf das geschâstige Leben der Handwerksstuben und Bauernhöfe be-
trachtet hat, weils, was der Sonntag bedeutet. Wenn die sechs Arbeits-
tage vorhanden sind, dem kleinen Mann sein Brot zu verschaffen, so ist
der Sonntag eingesetzt, seiner Seele Nahrung zu geben, ihn zu erinnern,
dass sein Herrgott lebt, dass die Natur schön ist, dass es Menschen giebt,
die er liebt und die ihn lieben; dals es gute Bücher giebt, fröhliche Ge-
Felligkeit, Preude, Lachen und Genuss. Jedem thätigen Landwirt ist der
feieriche Tag mit seinem Glockengeläut, mit der Ruhe in Hof und Acker
o Niel wert, als die sechs Arbeilstage vorher; denn er weiht ihm die
ganze nächste Woche. Seine Gespanne ruben aus. Behaglieh stampfen
die Plerde im Stalle und knuspern am Heu vornehm und wählerisch, und
das mũde PFleisch quillt wieder kräftig auf unter dem glänzenden Haar.
Aueh der Zugochs Üegt wiederküuend wie ein vornehmer Herr auf seinem
Stroh und brüllt den eintretenden Wirt wohlwollend an. — Und das Hof-
gesinde! Sechs Tage sind sie ernst an einander vorbeigegangen, kurze
Worte, ein trockener Scherz war ihre Rede; heut' am Sonntage sind sie
nicht dieselbigen Menschen. Zuerst der reine Hemdsärmel! Wie viel
Selbstgefũhl liegt in der weissen, dicken, aufgeblühten Leinwand, welche
den kräftigen Arm des Grossknechts umschliesst. Mit grossem Behagen
Fielt er aut die reinliche Farbe, während er pfeift, die blaue Tuchjacke
ubert und den Kupferbeschlag seines Pfeifenkopfs von NMaserhol⸗ poliert.
Durch die ganze Woche hat die Magd sich auf die Stunde gefreut, wo
Je sieh hübsebh machen und das neue NMieder anlegen kann; heute steht
gie glücklich vor der Thür des Gesindehauses und legt die Hände über⸗
Gnander. Alle fühlen sieh sauber, sie fühlen sich hübsch; heut' gefallen
ie und finden selbst Gefallen am Leben. — Tretet in die Tagelöhner-
utte nebenan! Die Frau hatte in der Woche wenig Zeit für ihre Wirt-
schaft; denn sie und ihr Mann haben ihre Arme auf sechs Tage dem
Guleherrn vermietet; das einfache Essen musste in einer Stunde mit müden
HRãuden bereitet und sehnell verzehrt werden, und den Rindern fehlte durch
den ganzen Tag die Aufsicht der Mutter. Heut' hat die Frau am frühen
Morgen Stube und Geschirr gescheuert; jetzt durchflicht sie die Zöpfe des
LCleigen Madehens mit schmalem, rotem Bande und sieht dabei, wie hübsch
die Augen und rosigen Bäckchen der Kleinen sind. Nach der Kirche wird