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miteinander stürzten sie umschlangen in die Fluten. Die Jung¬
frau hiess Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein
auf, sich in der Ilse zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt,
sie zu sehen; aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand sie früh¬
morgens ein Köhler, grüsste sie freundlich und folgte ihrem Winken
bis vor den Felsen; hier nahm sie ihm seinen Ranzen ab, ging
hinein damit und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie
dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere
des Ranzens fiel dem Köhler auf, und als er auf der Ilsenbrücke
war, konnte er sich nicht länger enthalten, machte den Ranzen
auf und — sah Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er
sie in den Strom; sobald sie aber die Steine der Ilse berührten,
vernahm er ein Klingeln und sah mit Schrecken, dass er Gold
verschüttet hatte. Der nun sorgfältig aufbewahrte Überrest in
den Ecken des Sacks machte ihn aber noch reich genug.
BrUder Grimm.
3. In Lud- und Westdeutschtand.
111. Bayrische SchaadaHüpfle.
Oa Schwalben macht koan Summa,
oa Tropfa koan Regn,
aber oa Narr macht zehni,
dös is gar oft g'schegn.
'n Himmi sei' Blau
is a' gar 'a schön's G'schau,
und voraus g'fallt m'a halt,
daß er boarisch is g'malt.
Denn hellblau ist boarisch,
soll's sei' allewei',
wie's die Alt'n gern g'habt Hamm,
wir bleib'n a' dabei.
112. Die Sage von den sieben Schwaben.
1. Einmal waren sieben Schwaben beisammen,- der erste war der
Herr Schulz, der zweite der Jackli, der dritte der Marli, der vierte
der Jergli, der fünfte der Michal, der sechste der Hans, der siebente
der Veitli; die hatten alle sieben sich vorgenommen, die Welt zu
durchziehen, Abenteuer zu suchen und große Taten zu vollbringen.
Damit sie aber auch mit bewaffneter Hand und sicher gingen, sahen
sie's für gut an, daß sie sich zwar nur einen einzigen, aber recht
starken und langen Spieß machen ließen. Diesen Spieß faßten sie
alle sieben zusammen an, vorn ging der kühnste und männlichste,
das mußte der Schulz sein, und dann folgten die anderen nach der
Reihe, und der Veitli war der letzte.
2. Nun geschah es, als sie im Heumonat eines Tags einen weiten
Weg gegangen waren, auch noch ein gut Stück bis in das Dorf