2. „Groß ist der Männer Trug und List,
vor Schmerz mein Herz gebrochen ist;
wohl irrt das Waldhorn her und hin,
o flieh! Tu weißt nicht, wer ich bin."
3. So reich geschmückt ist Roß und Weib,
so wunderschön der junge Leib,
jetzt kenn' ich dich — Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei.
4. „Du kennst mich wohl — von hohem Stein
schaut still mein Schloß tief in den Rhein;
es ist schon spät, es wird schon kalt, - -
kommst nimmermehr aus diesem Wald!"
60. Die zwei Gesellen.
1. Es zogen zwei rüst'ge Gesellen
zum erstenmal von Haus,
so jubelnd recht in die hellen,
klingenden, singenden Wellen
des vollen Frühlings hinaus.
2. Die strebten nach hohen Dingen,
die wollten trotz Lust und Schmerz
was Rechts in der Welt vollbringen,
und wem sie vorübergingen,
dem lachten Sinnen und Herz. —
3. Der erste, der fand ein Liebchen,
die Schwieger kauft' Hof und Haus;
der wiegte gar bald ein Bübchen
und sah aus heiinlichein Stübchen
behaglich ins Feld hinaus.
4. Dem zweiten sangen und logen
die tausend Stimmen im 'Grund,
verlockend' Sirenen, und zogen
ihn in der buhlenden Wogen
farbig klingenden Schlund.
6. Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
da war er müde und alt,
sein Schifflein das lag im Grunde,
so still war's rings in die Runde,
und über die Wasser weht's kalt.