Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

Ich lausche und lausch' mit gepreßtem Mund 
Und hör' nur mein Herz, und es hämmert so wild. 
Eine Eule bäumt auf und kauert sich rund. 
So blinzelt der Tod in das Blachgefild. 
Barmherziger Gott — der Wald! der Wald! 
Vein, nein, bleib' un barmherzig, Herr! 
Ein grausiges Gurgeln im Walde hallt, 
Wie eines Rachens gähnend Gezerr, 
Und hundertzüngig schleckt es das Maul, 
Aus klappenden Kiefern speit's flammenden Dampf — 
Quer durch das Feld stürmt ein wiehernder Gaul, 
Und mein Herz fslürmi mit — in den Kampf, in den Kampf. 
In den Schanzen, da liegt Engeland. 
Aus den Gräben tönt gierig ihr Krämergezisch. 
Fegt, Kugeln, daß ihnen zu eng das Land! 
Das Meer braucht Futter für Vogel und Fisch! 
Und rings in der Nacht, der schwarzgrauen Nacht, 
Nichts, nichts als Mäuler, die Flammen spei'n 
Und schwarz sich schließen und kaum gedacht 
Mit den Eulen aufs neu' um die Wette schrei'n. 
Und ich sing': Eine Mutter säugte uns gut, 
Du, Zwilling, lagst links an der Brust und ich rechts. 
Du Mutterschänder, du sogst auch ihr Blut. 
Drum such' ich dich auf in der Wut des Gefechts. 
Unsere Mutter, sie strich sich den Sohn von der Hand, 
Ihr Abscheuschrei ward dein Sterbegesang. 
Dort, dort in den Schanzen liegt Engeland — 
Hetz, hetz, ihr Kugeln! Die Nacht ist lang. 
Denn der Tag ist zu kurz, um die Arbeit zu tun, 
Dich auszulöschen vom Antlitz der Welt. 
Kann doch die Mutter vor Scham nicht ruh'n — 
Betz, hetz, ihr Kugeln! Der Jagdruf gellt! 
Germanenart. Wer die Mutter verlacht, 
Ist verflucht auf dem Land, bis das Meer ihn frißt, 
Wir fangen dich ab wie das Cier der Nacht, 
England — kein Schlaf, bis hinunter du bist. 
Rudolf Herzog. 
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104. Der Sturm auf UNpern. 
(17. November 1914.) 
Die Kanonen hatten furchtbar gebrüllt 
Und den Wald rings in Pulverwolken gehüllt; — 
Da war es Punkt eins. — Die Geschütze schwiegen, 
Nun galt es den Sturm, — nun galt es zu siegen:
	        
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