Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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als Rächer Adelheids die erwünschte Gelegenheit fand, sich des italischen 
Königreichs zu bemächtigen und im Besitz desselben das abendländische 
Kaisertum zu erneuern. Aber nur wenn er Adelheids Interessen unauf¬ 
löslich mit den [einigen verband, konnte er, der nordische Fremdling, 
festen Fuß in dein italischen Reiche fassen und sich dort gleichsam heimisch 
machen. So ergriff ihn der Gedanke, der jungen Königin, die im Kerker 
schmachtete, weil sie Italiens Hoffnung war, seine Hand und seinen 
Thron anzubieten. Was er von vielen, die auf der Pilgerfahrt nach 
Rom au Lothars Hofe freundliche Aufnahme gefunden hatten, von der 
Anmut, der Liebenswürdigkeit und den Sitten Adelheids gehört hatte, 
mußte ihn in diesem Vorhaben bestärken. 
Bald war Ottos Entschluß gefaßt, mit Heeresmacht Berengar zu 
bekriegen, Adelheid zu befreien, das Königreich Italien mit ihrer Hand 
zu gewinnen und so sich den Weg zum kaiserlichen Throne zu bahnen. Es 
war der größte Entschluß, den Otto jemals gefaßt. Er berief die 
Großen des Reichs, eröffnete ihnen seine Absicht, nach Italien und Rom 
zu ziehen, alle stimmten freudig zu, und im Sommer des Jahres 951 
wurde in allen Gauen der deutschen Länder mit Macht zum großen 
Zuge über die Alpen gerüstet. 
Mit einem wohlgerüsteten, glänzenden Heere war Otto aufgebrochen. 
Es begleiteten ihn seine Brüder Herzog Heinrich von Bayern und der 
Erzkapellan Brun; auch sein Schwiegersohn, der mutige Konrad von 
Lothringen, leistete Heeresfolge. Am Brenner überstieg man die 
Alpen und zog in das Thal der brausenden Etsch hinab. Mutig 
ging der König auf das letzte und höchste Ziel seines Lebens zu. 
Trient öffnete Otto die Thore; auch Verona nahm ohne Kampf 
den König ans. So ergoß sich das deutsche Heer, ohne Widerstand zu 
finden, in die reiche Ebene der Lombardei. Berengar wagte sich nirgends 
zum Kampfe zn stellen; wohin Otto kam, überall öffneten sich ihm die 
Thore, und vor allen schlossen sich die Bischöfe bereitwillig ihm an. 
Berengar hatte sich in Pavia eingeschlossen; aber kaum näherte sich Otto 
der Stadt, so floh er feige von dannen; schon am Tage darauf rückten 
die Deutschen ein. Auf eine seiner Burgen rettete sich Berengar, um 
wenigstens seine Person vor dein übermächtigen Feinde 31t sichern. .. 
Ohne Schwertstreich war Otto in die Hauptstadt Berengars ein¬ 
gezogen ; ohne Blutvergießen hatte er sein Anrecht auf das schöne König¬ 
lich im Süden zur Geltung gebracht. Aber er stand damit nicht am 
Ziel seiner Absichten. Sich die Eroberung Italiens durch Adelheids
	        
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