Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

381 
dieser Ergebung, tu dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig und 
in solcher Ruhe, wenn auch nicht irdisch glücklich, doch, was mehr sagen 
will, geistig glückselig. 
Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, tvie es 
gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Welt- 
zustände ein, und es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da 
die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammen¬ 
stürzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeer» Friedrichs des Großen, 
welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir 
sind mit derselben nicht fortgeschritten, deshalb überflügelte sie uns. — 
Das siehet niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit 
ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, 
wiederholentlich: „Das muß auch bei uns anders werden." Auch das 
Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser ist wenigstens 
schlauer und listiger. Wenn die Russen und die Preußen tapfer wie 
die Löwen gefochten hatten, mußten wir. wenn auch nicht besiegt, doch 
das Feld räumen, und der Feind blieb im Vorteil. Von ihm können 
wir vieles lernen, und es wird nicht verloren sein, was er gethan und 
ausgerichtet hat. Es wäre Lästerung zu sagen, Gott sei mit ihm; aber 
offenbar ist er ein Werkzeug in des Allmächtigen Hand, um das Alte, 
welches kein Leben mehr hat, das aber mit den Außendingen fest 
verwachsen ist, zu begraben. 
Gewiß wird es besser werden; das verbürgt der Glaube an das 
vollkommenste Wesen. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch 
die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon 
Bonaparte fest und sicher auf seinem jetzt freilich glänzenden Throne 
ist. Fest und ruhig ist nur allein Wahrheit und Gerechtigkeit, und er 
ist nur politisch, das heißt klug, und er richtet sich nicht nach ewigen 
Gesetzen, sondern nach Umständen, wie sie nun eben sind. Dabei befleckt 
er seine Regierung mit vielen Ungerechtigkeiten. Er meint es iticht 
redlich mit der guten Sache und mit ben Menschen. Er nnd sein un¬ 
gemessener Ehrgeiz meint nur sich selbst und seilt persönliches Interesse. 
Man muß ihn mehr bewundern, als man ihn lieben kann. Er ist von 
seinem Glück geblendet, und er meint alles zu vermögen. Dabei ist er 
ohne alle Mäßigung, und wer nicht Maß halten kann, verliert das 
Gleichgewicht und fällt. 
Ich glaube fest an Gott, also auch an eine sittliche Weltordnnng. 
Diese sehe ich in der Herrschaft der Gewalt nicht; deshalb bin ich der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.