Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

396 
deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäss werden Wir und 
Unsere Nachfolger in der Krone Preussens fortan den Kaisertitel führen 
und hoffen zu Gott, dass es der deutschen Nation gegeben sein 
werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vater¬ 
land einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir über¬ 
nehmen die kaiserliche Würde iu dem Bewusstsein der Pflicht, in 
deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu 
schützen, Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu 
stützen und die Kraft des Volkes zu stärken. Wir nehmen sie an 
in der Hoffnung, dass es dem deutschen Volke vergönnt sein wird, 
den Lohn seiner heissen und opferwilligen Kämpfe in dauerndem 
Frieden und innerhalb der Grenzen zu gemessen, welche dem Vater¬ 
lande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherheit gegen erneute 
Angriffe Frankreichs gewähren wird. Uns aber und Unsern Nach¬ 
folgern in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit „Mehrer 
des deutschen Reichs“ zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, 
sondern in den Werken des Friedens, auf dem Gebiete nationaler 
Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. 
196. Proklamation Seiner Majestät König Milhelms H. 
An mein Volk! 
Gottes Ratschluß hat über Uns aufs neue die schmerzlichste Trauer 
verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle Meines 
unvergeßlichen Herrn Großvaters sich kaum geschlossen hat, ist auch Meines 
heißgeliebten Herrn Vaters Majestät ans dieser Zeittichkeit zum ewigen 
Frieden abgerufen worden. Die heldenmütige, ans christlicher Ergebung 
erwachsende Thatkraft, mit der er seinen königlichen Pflichten ungeachtet 
seines Leidens gereckt zu werden wußte, schien der Hoffnung Raum 511 
geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhalten bleiben werde. 
Gott hat es anders beschlossen. Dem königlichen Dulder, dessen Herz 
für altes Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschieden 
gewesen, um auch auf dem Throne die edlen Eigenschaften des Geistes 
und Herzens zu bethätigen, welche ihm die Liebe seines Volkes gewonnen 
haben. Der Tugenden, die ihn schmückten, der Siege, die er ans den 
Schlachtfeldern einst errungen hat, würd dankbar gedacht werden, so 
lange deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm würd seine 
ritterliche Gestalt in der Geschichte des Vaterlandes verklären.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.