Auf den Thron Meiner Väter berufen, Hube Ich die Regierung
im Aufblick zu dein Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt,
nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und
milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den
Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen
und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zìi fein.
Wenn Ich Gott uin Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu
erfüllen, die Lein Wille Mir auferlegt, so bin Ich dabei von dem
Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welches der Rückblick auf
unsere Geschichte Mir gewährt. In guten und in bösen Tagen hat
Preußens Volk stets treu zu feinem Könige gestanden; auf diese Treue,
deren Band sich Meinen Vätern gegenüber in jeder schweren Zeit und
Gefahr als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußt¬
sein, daß Ich sie aus vollem Herzen erwidere als treuer Fürst eines
treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame
Vaterland. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche
Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß
Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines königlichen
Amtes zum Heile des Vaterlandes zu walten.
Potsdam, den 18. Juni 1888.
W i l h e l m.