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und. wer weiß, ob nicht schon manche dieser Südfrüchte dem Pole näher
gerückt sein mögen, als unsere berühmten Nordpolfahrcr.
Doch wenn die Natur ans solche Weise für die Verbreitung der
Kokospalme Sorge trägt, so thut an manchen Küsten auch der Mensch
das Seiuige, diese edle Pflanzenform durch regelmäßige Aupflanzuugeu
zu vervielfältigen.
Die dazu bestimmten Nüsse werden lose mit Erde bedeckt, und
daun sieht man nach einigen Monaten einen weißen Schößling, den
Keim des künftigen Baumes, aus einem der drei Augeulöcher, die
man an der harten Schale bemerkt, emporsteigen, während die Würzel¬
chen aus den beiden andern hervorkriechen und in entgegengesetzter Richtung
sich in die Erde senken. Nach Verlauf von 4—5 Monaten, wann die
Schößlinge schon eine Höhe von 16 oder 18 Zoll erreicht haben, werden
sie von den Cingalesen in regelmäßigen Reihen 12 oder 18 Fuß von¬
einander angepflanzt. Während der ersten drei oder vier Jahre hegt man
die jungen Gewächse ein, um sie gegen die Verwüstungen der Schweine
zu schützen. Im sechsten Jahre erreichen sie in gesunden Lagen eine
Höhe von 8 Fuß, wo dann die ungeheure Größe der Blätter am auf¬
fallendsten ist. Um diese Zeit sangen sie auch schon an Früchte zu
tragen, die sie 60 Jahre in Menge hervorbringen, um dann in ver¬
minderter Fruchtbarkeit die Spuren des Alters zu zeigen.
Kein Baum der Tropenwelt ist ans so vielfache Weise dem Menschen
nützlich wie die Kokospalme. Die Frucht versorgt ihn nicht nur mit
Speise und Trank, sondern es ivird auch ein wertvolles, aus einem
Gemenge von festem und flüssigem Fett bestehendes Öl daraus gewonnen,,
welches ohne Rauch und Geruch verbrennt und frisch sogar beim Kochen
gebraucht werden kann. Es besitzt zwar die in manchen Fällen unan¬
genehme Eigenschaft, schon bei einer Temperatur von -s- 22':., E. zu
gerinnen, doch laßt sich vermittelst der hydrostatischen Presse der flüssige
Teil (Elatn) vom talgartigen iStearin) trennen, wodurch beide an
Wert gewinnen; denn während jener ein vortreffliches Lamvenöl giebt,
werden aus letzterem Lichter angefertigt, die, ohne viel teurer als Talg
zu sein, an Güte fast die Wachskerzen erreichen. Die Blattspindeln
liefern gute Besen für das Schiffsverdeck, und aus den Mittelrippen
der einzelnen Blättchen verstehen die Weiber der Tonga-Inseln niedliche
Kämme zu machen, deren Rücken sie kunstreich ans den Fasern der
Nußhülfen flechten und dann mit der Rinde des Kokabanmes dunkelrot
färben.