Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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3. Die Mutter spricht: „Morgen ist's 
Feiertag! 
Da halten wir alle fröhlich Gelag. 
Ich selber rüste mein Feierkleid. 
Das Leben, es hat auch Lust nach Leid. 
Dann scheint die Sonne wie Gold!“ — 
Hört ihr's, wie der Donner grollt? 
4. Großmutter spricht: „Morgen ist's 
Feiertag! 
10 Großmutter hat keinen Feiertag. 
Sie kochet das Mahl, sie spinnet das 
Kleid; 
Das Leben ist Sorg' und viel Arbeit. 
Wohl dem, der that, was er sollt'!“ 
Hört ihr's, wie der Donner grollt? 
5. Urahne spricht: „Morgen ist's 
Feiertag! 
Am liebsten morgen ich sterben mag. 
Ich kann nicht singen und scherzen mehr; 
Ich kann nicht sorgen und schaffen 
schwer. 
Was thu ich noch auf der Welt?“ — 
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt? 
6. Sie hören's nicht, sie sehen's nicht; 
Es flammt die Stube wie lauter Licht. 
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind 
Vom Strahl mit einander getroffen 
sind. 
Vier Leben endet ein Schlag. — 
Und morgen ist's Feiertag! 
153. Der Blitzableiter. 
Mügge. 
Auf den Dächern mancher, besonders großer Häuser sind eine oder mehrere 
senkrecht emporstehende Eisenstangen mit vergoldeten Spitzen angebracht. Von 
ihnen gehen eiserne oder kupferne Leitungen an dem Dache und an den 
Mauern herunter in die Erde. Das sind Blitzableiter. Aber wie soll eine 
ꝛ0 solche Stange ein Schutz gegen die furchtbar zuckenden, zermalmenden Blitze 
sein? Höre! 
Ein kluger Mann in Amerika, namens Franklin, machte einst einen 
großen Drachen (eben so einen, wie ihn die Knaben im Herbst steigen lassen), 
dessen Spitze oben von Eisen war und der unten in einen eisernen Draht 
2 endigte, welcher statt des Bindfadens bis zur Erde reichte. Diesen Drachen 
ließ er während eines Gewitters emporsteigen, und siehe, sobald die Gewitter— 
wolken sich ihm näherten, fuhren die feurigen Blitze an dem Drahte herab 
in die Erde. Bei solch' einem Versuche wurde einmal ein unvorsichtiger 
Mensch erschlagen. Dieses Herabgleiten der Blitze brachte den Franklin auf 
zo die schöne Erfindung der Blitzableiter. Die Spitzen der auf dem Dache 
aufgerichteten Stangen vergoldet man, damit sich kein Rost ansetzt, wodurch 
das Herableiten des Blitzes verhindert würde. Statt der Eisenstangen, die 
sich über das Gebäude hinziehen, kann man auch Kupferdraht benutzen. 
Wenn ein Blitzstrahl auf das Gebäude herabschießt, so wird er durch die 
Spitze der eisernen Stauge angezogen und, ohne Schaden zu thun, in die 
Erde geleitet. Der Blitz nämlich fährt gern in erhabene Gegenstände. Daher 
darf man während eines Gewitters sich nicht unter einen Baum stellen. 
Denn je feuchter das Holz, desto besser dient es dem Blitze zur Herableitung 
in die Erde. Aber was ist denn der Blitz nun eigentlich? — Wenn du 
einen Brief geschrieben und versiegelt hast, da hältst du den Siegellack in 
der Hand. Denkst du da wohl, daß du einen kleinen Bruder vom furcht⸗ 
baren Blitze in der Hand trägst? Wenn du Silber- und Kupfermünzen in 
den Beutel steckst, glaubst du, daß in ihnen eine Kraft sitzt, die Ochsen töten 
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