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Die Zeit König Wilhelms I.
Rückzug auf Nancy antreten. Am gleichen Tag wurden die
Spicherer Höhen1) durch Teile der beiden anderen deutschen
Heere erstürmt und der dortige Feind zum Rückzug gegen
die Mosel gezwungen.
b. Die Schlachten bei Metz: Marschall Bazaine, der
nun an Stelle Napoleons den Oberbefehl über das gesamte
französische Heer übernahm, hatte die Absicht, das Heer Mac
Mahons an sich zu ziehen und dann nach Verdun abzurücken.
Ehe dies aber zur Ausführung kam, wurde er von dem rechten
Flügel des deutschen Heeres unter Steinmetz bei Colombey
und Nouilly2) am 14. August angegriffen und in seinem
Abmarsch aufgehalten. Dadurch gewann das zweite deutsche
Heer unter Prinz Friedrich Karl Zeit heranzuziehen und
machte es durch die Kämpfe bei Yionville und Mars la Tour3)
am 16. August Bazaine unmöglich, auf der Strasse nach Verdun
durchzudringen. Nachdem inzwischen Napoleon sich zu Mac
Mahons Heer bei Chälons - sur - Marne begeben und König
Wilhelm persönlich den Oberbefehl über die vor Metz ver¬
einigten Truppen von Steinmetz und des Prinzen Friedrich Karl
übernommen hatte, machte Bazaine einen nochmaligen Versuch,
sich durch die Umarmung der deutschen Truppen hindurch den
Weg zu bahnen; er wurde aber am 18. August in der Schlacht
bei Gravelotte und Saint - Privat4), der blutigsten des ganzen
Krieges5), zurückgewiesen und nach der Festung Metz geworfen.
Hier wurde er durch den Prinzen Friedrich Karl festgehalten6)
und für den weiteren Verlauf des Krieges im offenen Feld un¬
schädlich gemacht. Drei Armeekorps unter dem Kronprinzen
Albert von Sachsen wurden von dem Belagerungsheer abgc-
zweigt, um als viertes Heer im Verein mit dem Heer des Kron¬
prinzen Friedrich Wilhelm sich gegen Mac Mahon zu wenden,
der im Lager von Chälons Kräfte zu erneutem Vorgehen ge¬
sammelt hatte.
c. Sedan: Wie die deutsche Heeresleitung durch Draht¬
nachrichten aus London erfuhr, hatte Mac Mahon vom Kriegs¬
ministerium in Paris den Befehl erhalten, dem in Metz einge¬
schlossenen Heer Bazaines zu Hülfe zu eilen. In der That
schwenkte der französische Mar sch all von Reims aus
plötzlich von seiner bisherigen, Paris zugewandten Marschlinie
nach Norden und dann nachNordosten ab, und es galt
In Lothringen, südwestlich von Saarbrücken.
2) Zwei Dörfer östlich und nordöstlich von Metz.
3) Zwei Dörfer westlich von Metz.
4) Das erstere liegt westlich, das letztere nordwestlich von Metz.
5) Die Deutschen verloren an 20000 Mann.
6) General von Steinmetz kehrte bald darauf nach Deutschland zurück.