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Einleitung. 
oder Schneestürze können eingetheilt werden, in Staub-, Grund-, 
Gletscher- und R u t s ch - L a u wine n. Wenn die Menge des 
gefallenen Schnees groß, und der Berghang, wo er aufliegt, schief 
genug ist, so entsteht eine Lauine. Zerstäubt die Masse im Fal¬ 
len, so heißt sie S taub lauwine, dergleichen meistens im Winter, 
nach tief gefallenem, locker zusammenhangendem Schnee entstehen, 
und für das Leben der Einwohner, so wie des Viehes, und für 
die Gebäude und Gebirgswalder die gefährlichsten sind. Zerstäubt 
die losgleitende Schneelast nicht, sondern fallt die ganze Schneedecke 
auf weniger steilem Abhange mehr oder minder noch zusam¬ 
menhangend herunter, so heißt sie G r u n d l a u w i n e , auch 
Schlag l a u w i n e, welche gewöhnlich erst beim Antritt 
des Frühlings entstehen, wenn Wasser vom geschmolzenen Schnee 
zwischen der Schneedecke eines Abhanges und der Erdflache 
durchsintert, den Boden schlüpfrig macht, und seinen Zusammen¬ 
hang mit der untersten Schneelage auflöset. Die Grundlauwine 
reißt gewöhnlich Steine und Erde mit sich; was aber die Staub- 
lauwine nicht thut. Der Sturz sowohl der Staub- als der Grund- 
lauwinen aus Höhen von vielen 1000 Fuß stößt die Luft mit sol¬ 
cher Heftigkeit fort, daß bisweilen, weit von dem Falle der Schnee- 
massen, Hauser niedergerissen und Menschen und Thiere zu Boden 
geworfen und zerrissen werden. Menschen und Thiere, die durch 
eine Staublauwine überschüttet werden, kann man, wenn der 
Schnee weggeräumt wird, noch retten, eben weil der Schnee lo¬ 
cker ist. Ist indeß die Last und die Masse zu groß, so muß der 
Unglückliche ohne Rettung erfrieren oder ersticken. Wer von einer 
Schlag- oder Grundlauwine verschüttet wird, ist meist verloren. 
Entweder er wird gleich bei der ersten Berührung zermalmt oder 
erstickt, oder die Masse reißt ihn mit sich fort und zerschmettert ihn 
an dem nächsten Felsen. Gewöhnlich ist dieser Schnee so fest, daß 
Menschen oder Thiere, die nur bis an den Hals darin stecken, 
sich nicht mehr herausarbeiten können. Nicht selten bildet er über 
einen Gebirgsstrom ein Gewölbe, das bis tief in den Sommer hin¬ 
ein für die schwersten Lasten als Brücke dient. 
Gewöhnlich behauptet man, daß eine mäßige Erschütterung 
der Lust, ein Windstoß, ein Vogel, der sich auf dem Schnee lagert, 
ein Pistolenschuß, der Schall von den Glocken und Schellen der 
Maulthiere und Saumrosse rc. die Lauwinen verursachen könne, 
ferner, daß die herabstürzende Schneemasse Anfangs unbedeutend 
sey und sich erst durch das Fortstürzen vergrößere; allein Andere 
laugncn die Entstehung der Lauwinen durch solche Kleinigkeiten. 
Paß ferner von den höchsten Hörnern oder Graten der Hochgebir¬ 
ge Lauwinen herabstürzen, verwirft Hugi, der, wie schon oben 
gesagt worden ist, die neuesten und wichtigsten Bemerkungen über 
die Gletscher mittheilt, und behauptet vielmehr, daß die Lauwinen 
nur in den tiefern Regionen um die Gränze der Holzvegetation
	        
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