Full text: Oberstufe: Erster Kursus (Teil 5, [Schülerband])

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Das Andenken an Roland, ob an diesen oder einen andern, lebt 
außer diesen Sagen auch noch in andern fort. Wo der grüne Rhein 
das Gebirge verläßt, welches in grauer Vorzeit seine Gewässer von 
Bingen bis an das Siebengebirge durchbrochen haben soll, unfern von 
Bonn, liegt ein Ort, Rolandseck genannt. Auf einem steilen Berge steht 
da noch ein alter Feusterbogen, der einst zu Rolands Burg gehört haben 
soll, welche auf diesem Felsen stand. Von da schaut man hernieder auf 
die schöne Insel Nonnewert im breiten Spiegel des Rheins, und gegenüber 
liegt die jähe Wand des Drachenfelsen, wo einst der Drache die Jung¬ 
frau bewachte und dafür von dem leuchtenden Helden Siegfried den Tod 
erleiden mußte. Hinter dem Drachenfelfen aber ragen die sechs andern 
Kuppen des Siebengebirges hervor. 
Aber noch in einer andern Weise ist uns das Andenken Rolands 
und zwar im Sachsenlande erhalten. In vielen Städten des Landes, 
welches einst die alten Sachsen bewohnten, findet man gewaltige Stein¬ 
bilder, die man Rolande nennt. Es sind riesenhafte Männergestalten, 
mit Waffen geschmückt; die Rechte hebt hoch das Schwert, und die Linke 
deckt mit dem Schilde die Brust. Von allen der berühmteste ist der 
Roland von Bremen, der mitten aus dem Markte steht. Außerdem aber 
findet man Rolandsbilder in Naumburg, Nordhausen, Magdeburg, Halber¬ 
stadt und wohin später der sächsische Stamm vordrang, nachdem die ein¬ 
gedrungenen Slaven wieder zurückgedrängt waren, in Brandenburg, in 
Stendal, ja auch in kleineren Städten, wie Perleberg, selbst in Flecken 
und Dörfern, wie zu Reichenwalde in der Lausitz. Die Sage aber 
erzählt, daß der Kaiser Karl nach der Unterwerfung der Sachsen das 
Rolandsbild verliehen habe als ein Zeichen und eine Bürgschaft ihrer 
Vorrechte, und namentlich des Blutbannes und des Gerichts. Wo die 
Bildsäule ganz frei unter freiem Himmel stehe, wie in Magdeburg und 
Bremen, bedeute sie größere Freiheit, wo sie unter einem Dache sich 
anlehne, beschränktere. Wie dies aber von Roland zu verstehen sei, 
können wir mit Bestimmtheit nicht mehr ausmitteln. 
Onno Klopp. 
80. Der Roland }\\ Bremen. 
1. Roland der Ries' am 
Rathaus zu Bremen, 
Steht er im Standbild 
Standhaft und wacht. 
3. Roland der Ries' am 
Rathaus zu Bremen, 
Männlich die Mark einst 
Hütend mit Macht. 
2. Roland der Ries' am 
4. Roland der Ries' ani 
Rathaus zu Bremen, 
Kämpfer einst Kaiser 
Karls in der Schlacht. 
Rathaus zu Bremen, 
Wollten ihm Welsche 
Nehmen die Wacht.
	        
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