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noch widerstrebenden Staaten fortgegangen und hatte sie überwältigt. Da¬
durch, daß diese noch einen Rückhalt an der persischen Macht in Kleinasien
fanden, wurde Alexander zu einem Angriff gegen die Perser selbst veranlaßt, 10
dessen glücklicher Erfolg alle Erwartungen übertraf. Noch aber beherrschten
die entgegengesetzten Weltkräfte die See. Er konnte das Meer sich nicht unter¬
werfen, wenn er nicht auch Ägypten, vor allem Phönizien in seiner Hand
hatte. Das war jedoch unmöglich, wenn er nicht die Macht des Großkönigs,
der diese Länder in seinem Gehorsam festhielt, durch entscheidende Waffen-15
taten niederwarf. Das gelang ihm bei Jssus, worauf er die Herrschaft in
den östlichen Gewässern des Mittelmeeres und die Länder der ältesten Kultur
an sich brachte. Von hier aus richtete sich dann sein Blick notwendig auf
Babylon, welches in fortdauerndem religiösen Zusammenhang mit den
von ihm besetzten Gebieten stand. Babylon aber konnte er nicht bezwingen, 20
solange die Landschaften, von welchen die assyrische und medopersische Welt¬
herrschaft ausgegangen war, noch in den Händen der Perser blieben. Den
größten aller Triumphe feierte die griechisch-mazedonische Armee in der
Ebene von Gaugamela. Die Völker, die das große Reich ausmachten und
ihm dort in ihren Waffen entgegentraten, wurden auf einmal bezwungen, 25
dadurch aber nicht allein Babylon erobert sondern das persische Reich selbst,
dessen Ausdehnung ihn gleichsam nötigte bis nach Baktrien und dem Jaxartes
auf der einen und auf der andern Seite bis zum Indus vorzudringen.
Welch eine unvergleichliche Siegeslausbahn hat er zurückgelegt! Man ^
kann ihm schon einen entscheidenden Anteil an der Schlacht von Chäronea 30
zuschreiben. Dann folgten unter seiner eigenen Führung die Schlachten am
Granikus, bei Jssus, bei Gaugamela, endlich am Hydaspes. Fünf Schlachten,
von denen jede eine neue Wendung der Weltverhältnisse bezeichnet. Hand
in Hand gingen mit ihnen die Städteroberungen von Theben, Halikarnaß,
Tyrus, Gaza, in Indien der Bergfeste Aornos, der Stadt der Mattier. Alles 36
Waffentaten ersten Ranges in ununterbrochen glücklicher Aufeinanderfolge.
Der Anteil Alexanders an dem Fortschritt der Erdkunde besteht haupt¬
sächlich darin, daß er den Seeweg von den Ausflüssen des Euphrat zu denen
des Indus wieder fand und zu wirklichen: Gebrauch eröffnete, wodurch erst
das Ganze seiner Eroberungen zusannnenschloß. Innerhalb dieses Kreisest
aber kann man es fast als seine vornehmste Handlung betrachten, daß er dem
Polytheismus, den: durch die Herrschaft der Perser großer Eintrag geschehen
war, in einem ungeheuren Gebiete wieder die Oberhand verschaffte. Durch
ihn verschmolzen die griechischen, ägyptischen, syrischen Götterdienste mit¬
einander. Die Juden hat er geduldet; denn in ihrer Religion sah er nur 45
eben eine nationale Institution. Die Perser hat er niedergeworfen ohne
jedoch ihre religiösen Meinungen zu unterdrücken. Auch den Brahmanen