Full text: Deutsches Lesebuch für die mittleren Klassen und die Secunda höherer Lehranstalten

134 
sondern Unheil und Verderben gebracht; denn mit ,dem leichten Besitz ver¬ 
sanken die Menschen in Trägheit und Faulheit, mit der Leichtigkeit, alle 
Leidenschaft beftiedigen zu könenn, kamen Laster aller Art in die Gemüther; mit 
dem Reichthum wuchs die Schlaffheit, die Selbstsucht, die Knechtschaft. Spanien 
und Portugal sind ihres Goldes nie froh geworden; bei allen ihren Schätzen 
sind sie arm geblieben, und durch sie an den Rand des Verderbens gerathen. 
Die Eisen- und Stahl-Fabriken des kleinen England bringen dem mächtigen 
Volke jetzt ebenso viel ein, als einst die Gold- und Silber-Minen den 
Spaniern und Portugiesen; nur weil der Engländer mit dem Eisen zu arbeiten 
gelernt hat, ist auch das Gold in seiner Hand eine mächtige Waffe geworden. 
d. Hegenstände der Kunst. 
70. Der Dom zu Köln. 
(Nach Sulpiz Boisseree.) 
Der Dom zu Köln ist dem Gedanken wie der Ausführung nach eines 
dw großartigsten, kunstreichsten, bedeuffamsten Denkmale aller Zeiten. 
Das Innere. 
Ein theilung. Der Baumeister gab seinem Gebäude fünf Haupttheile: 
die Vorhalle für die Täuflinge, Lehrlinge und Büßenden, das Schiff 
und das Kreuz für die zur Predigt und zum übrigen Gottesdienst sich ver¬ 
sammelnde Gemeinde, das Chor für die höchsten Feierlichkeiten und den 
täglichen Psalmengesang der Geistlichkeit, und endlich die das Chor umgeben¬ 
den Kapellen für den besondern stillen Gottesdienst einzelner Priester. 
Um das Gebäude mit der reichsten, bis dahin bei einer Kirche ange¬ 
wandten Säulenstellung zu verherrlichen, theilte es der Meister, wie dies bei 
der alten Peterskirche und eben so bei der Paulskirche in Rom der Fall war, 
der Breite nach in fünf Gänge ein, woraus ihm für die Vorhalle, für das 
Schiff und das Chor vier Säulenreihen entstanden; das Kreuz aber theilte 
er in drei Gänge. Drei Thüren dienen in jedem der beiden Kreuzflügel 
zum Eingang; eben so entsprechen in der Vorhalle drei Thüren dem mittlern 
und den beiden Nebengängen und bilden den Haupteingang. 
Maße. Wie die Breite des Hauptganges (50 röm. F.) dreimal in 
der Breite des Ganzen (151 F.), so ist die letztere dreimal in der Länge 
des Ganzen (455 F. im Innern) enthalten. Das Kreuz erhielt die zwei¬ 
fache Breite des Hauptganges, die Nebengänge die Hälfte des Hauptganges. 
Dieser in schönem Ebenmaß und Verhältniß entworfenen Länge und Breite 
des Grundes enffpricht eine eben so trefflich geordnete, Ehrfurcht einflößende 
Höhe des Ganzen von 150', welche gleich ist der Breite des Ganzen. Die 
sämmtlichen Nebenhallen erhielten zwei Fünftel von dieser Höhe (60 F.). 
Säulen. Die Säulen bestehen aus einem Bündel von kleinen Säu¬ 
len, welche meist um drei Viertel oder auch um zwei Drittel vor dem mitt¬ 
lern Kern vorstehen; sie sind unter sich wieder von verschiedener Größe, wo¬ 
durch denn eine jede Säulenmaffe, indem sie dem Auge einen vielfältigen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.