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sondern Unheil und Verderben gebracht; denn mit ,dem leichten Besitz ver¬
sanken die Menschen in Trägheit und Faulheit, mit der Leichtigkeit, alle
Leidenschaft beftiedigen zu könenn, kamen Laster aller Art in die Gemüther; mit
dem Reichthum wuchs die Schlaffheit, die Selbstsucht, die Knechtschaft. Spanien
und Portugal sind ihres Goldes nie froh geworden; bei allen ihren Schätzen
sind sie arm geblieben, und durch sie an den Rand des Verderbens gerathen.
Die Eisen- und Stahl-Fabriken des kleinen England bringen dem mächtigen
Volke jetzt ebenso viel ein, als einst die Gold- und Silber-Minen den
Spaniern und Portugiesen; nur weil der Engländer mit dem Eisen zu arbeiten
gelernt hat, ist auch das Gold in seiner Hand eine mächtige Waffe geworden.
d. Hegenstände der Kunst.
70. Der Dom zu Köln.
(Nach Sulpiz Boisseree.)
Der Dom zu Köln ist dem Gedanken wie der Ausführung nach eines
dw großartigsten, kunstreichsten, bedeuffamsten Denkmale aller Zeiten.
Das Innere.
Ein theilung. Der Baumeister gab seinem Gebäude fünf Haupttheile:
die Vorhalle für die Täuflinge, Lehrlinge und Büßenden, das Schiff
und das Kreuz für die zur Predigt und zum übrigen Gottesdienst sich ver¬
sammelnde Gemeinde, das Chor für die höchsten Feierlichkeiten und den
täglichen Psalmengesang der Geistlichkeit, und endlich die das Chor umgeben¬
den Kapellen für den besondern stillen Gottesdienst einzelner Priester.
Um das Gebäude mit der reichsten, bis dahin bei einer Kirche ange¬
wandten Säulenstellung zu verherrlichen, theilte es der Meister, wie dies bei
der alten Peterskirche und eben so bei der Paulskirche in Rom der Fall war,
der Breite nach in fünf Gänge ein, woraus ihm für die Vorhalle, für das
Schiff und das Chor vier Säulenreihen entstanden; das Kreuz aber theilte
er in drei Gänge. Drei Thüren dienen in jedem der beiden Kreuzflügel
zum Eingang; eben so entsprechen in der Vorhalle drei Thüren dem mittlern
und den beiden Nebengängen und bilden den Haupteingang.
Maße. Wie die Breite des Hauptganges (50 röm. F.) dreimal in
der Breite des Ganzen (151 F.), so ist die letztere dreimal in der Länge
des Ganzen (455 F. im Innern) enthalten. Das Kreuz erhielt die zwei¬
fache Breite des Hauptganges, die Nebengänge die Hälfte des Hauptganges.
Dieser in schönem Ebenmaß und Verhältniß entworfenen Länge und Breite
des Grundes enffpricht eine eben so trefflich geordnete, Ehrfurcht einflößende
Höhe des Ganzen von 150', welche gleich ist der Breite des Ganzen. Die
sämmtlichen Nebenhallen erhielten zwei Fünftel von dieser Höhe (60 F.).
Säulen. Die Säulen bestehen aus einem Bündel von kleinen Säu¬
len, welche meist um drei Viertel oder auch um zwei Drittel vor dem mitt¬
lern Kern vorstehen; sie sind unter sich wieder von verschiedener Größe, wo¬
durch denn eine jede Säulenmaffe, indem sie dem Auge einen vielfältigen