Schlachtfeld bedeckte, ließen russische Heerhaufen unwillkürlich ein religiöses
Danklied erschallen, und Tausende von Kriegern aller Stämme, die hier ver¬
einigt waren, stimmten andachtsvoll mit ein. Es war die rechte ungesuchte
Siegesfeier dieses hohen Völkerkrieges. Eine solche zugleich jubelnde und
M ernste Dankbarkeit durchwogte die Herzen Deutsckllands, wohin die lichte
Botschaft der Freiheit kam. „Wir sind frei," jubelte Arndt, „wir athmen
wieder, wir können die Sonne wieder ansehen, als das Licht, das auf's Neue
^hre und Tugend bescheinen wird." Alle wußten, was sie für den Sieg
Zeopsert, wie theuer sie die Freiheit erkauft hatten, und Alle achteten die
Dpfer und den Preis des Triumphes gering. Ein alter preußischer Officier,
^er vier Söhne zum Heere gebracht, wurde von dem Könige gefragt, wie
^ ihni und den Söhnen gehe. „Es geht uns gut," antwortete er, und
stockte einen Augenblick, „meine Söhne sind Alle für Ew. Majestät gefallen."
'/Nicht für mich," rief darauf erschüttert der König, „nicht für mich, wer
könnte das ertragen, aber für das Vaterland."
40. Der Freiheitskampf im Juni 1813.
(Von H. von Keyserlings)
Napoleon zog sicher mit schwerem Herzen dem Feind entgegen. Sein
Plan war, das preußisch-englische Heer unter Blücher und Wellington zu
überfallen und zu zersprengen. Er konnte um so eher hoffen, seinen Zweck
^ erreichen, als das feindliche Heer sehr vereinzelt und zerstreut gelagert
lland. Am Jahrestage der Schlachten bei Marengo und Friedland zeigte
Napoleon seinem Heere, das etwa 140,000 Mann stark sein mochte, durch
Einen angemessenen Tagesbefehl die bevorstehende Eröffnung des Feldzuges
^n, und am nächstfolgenden Tage ward jener denkwürdige Feldzug eröffnet,
j5^ zwar nur drei Tage dauerte, allein dennoch das Geschick Europa's be-
iiimmte und entschied. Napoleon warf sich nämlich mit seiner Hauptmacht
^uf die Vorhut des preußischen Heeres, das etwa 80,000 Mann stark war,
^ drängte sie in Folg? der Gefechte bei Charleroi und Gosselies zurück.
Dann griff er am nächstfolgenden Tage das noch immer nicht ganz vereinte
^eußische Heer unter Blücher bei Ligny an. Er beabsichtigte nämlich eine '
^nzliche Trennung des preußischen Heeres von dem englischen dadurch zu
bewirken, daß er jenes über den Rhein zurückzuwerfen, und dieses nach Holland
Zurückzudrängen gedachte. Zu dem Ende hatte er bereits Tags zuvor -den
Marschall Ney mit 30—40,000 Mann entsendet, um gerade nach Brüssel
porzudringen. Aber dieser Marschall ließ sich bei Quatrebras von einer .
Fächern Abtheilung der Verbündeten unter dem Befehle des Prinzen von
Dranien aufhalten. Er beharrte, ungeachtet der wiederholten Aufforderungen
pmpoleon's vorzudringen, bei seiner vorgefaßten Meinung, daß dies unaus¬
führbar sei, weil er das ganze englische Heer vor sich habe. Als nun Na¬
poleon mit etwa 80—90,000 Mann das preußische Heer bei Ligny angriff,
^Efahl er dem Marschall Ney, es bei St. Amand auf seinem rechten Flügel
und dadurch von dem englischen Heere zu trennen. Doch Ney
)er nicht diese Weisung, indem er fortwährend versicherte, daß er
...—ig nicht verlassen könne, weil er das ganze englische Heer vor
^ habe. Nur die Abtheilung des Generals Erlon ließ er abrücken: allein
Z^ch unmittelbar nachher zurückberufen. Endlich schickte Napoleon dem General
-rlon unmittelbar den Befehl, die Bewegung gegen St. Amand auszufübren,
umgehen
folgte wil
fEine lAj'i'ssi