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22. Der Siege göttlichster ist das Vergeben. Schiller.
23. Wenn ich hasse, so nehme ich mir etwas; wenn ich liebe, so
werde ich um das reicher, was ich liebe. Verzeihung ist das Wiederfinden
eines veräußerten Eigenthums. Schiller.
24. Vergiß des Armen nicht, wenn Du einen fröhlichen Tag hast.
Schiller.
25. Sei des Blinden Aug, des Lahmen Fuß, des Verzagten Arm.
v. Hippel.
26. Arbeitsamkeit verriegelt die Thür dem Laster, das dem Müßiggang
zur Seite schleicht, und hinter ihm das Unglück. Herder.
27. Es gibt eine Art, das Leben zu verlängern, die ganz in unserer
Macht steht: Frühaufstehen, zweckmäßiger Gebrauch der Zeit, Wählung der
besten Mittel zum Endzweck, und wenn sie gewählt sind, muntere Ausführung.
Lichtenberg.
28. Ein gutes Mittel, gesunden Menschenverstand zu erlangen, ist ein
beständiges Streben nach deutlichen Begriffen. Lichtenberg.
29. Man sollte sich nicht schlafen legen, ohne sagen zu können, daß
man an dem Tage etwas gelernt hätte. Lichtenberg.
30. Unternimm nie etwas, wozu Du nicht das Herz hast, Dir den
Segen des Himmels zu erbitten! Lichtenberg.
31. Wie kann man sich selbst kennen lernen? Durch Betrachten nie¬
mals, wohl aber durch Handeln. Versuche Deine Pflicht zu thun, und Du
weißt gleich, was an Dir ist. Goethe.
32. Es ist besser das geringste Ding von der Welt zu thun, als eine
halbe Stunde für gering zu halten. Goethe.
33. Wenn Jemand bescheiden bleibt, nicht beim Lobe, sondern beim
Tadel, dann ist er's. Jean Paul.
34. Nur die Ungewohnheit, etwas Gutes zu genießen, ist Ursache,
baß viele Menschen schon am Albernen und Abgeschmackten, wenn es nur
"eu ist, Vergnügen finden. Goethe.
35. Was man nicht versteht, besitzt man nicht. Goethe.
U2. Hleichnisse, Allegorien, Aarabetn.
• 1 Das Leben.
(Von Jean Paul.)
Das Leben gleicht einem Buche: Thoren durchblättern es flüchtig, der
^eise liest es mit Bedacht, weil er weiß, daß er es nur einmal lesen kann.
Vier Dinge sind ähnlich: Das Leben, ein Tag, ein Jahr, eine Reise,
gleichen einander im frohen Jubelanfang, im schwülen Mittelstück, im
^üden, satten Ende.
2. Stürme und Leiden.
(Von F. A. Krummacher.)
Bald verzog sich das Gewitter und der Himmel klärte sich wieder auf.
^le Vögel begannen von neuem ihre Lieder, der Landmann seine Arbeit.
Luft war reiner und kühler geworden, und eine süße Ruhe und Stille
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