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ist, zielt auf ihn und jagt ihm eine Kugel mitten durch die Stirn,
wodurch er augenblicklich getötet wird.
Einige Araber jagen den Löwen auf eine in der That sehr
heroische Weise. Muhammed Ben Esnussi, ein durchaus glaub—
würdiger Mann, verfuhr hierbei folgendermaßen. „Ich bestieg ein
gutes Pferd“, erzählte Muhammed selbst durch den Mund Abd—⸗el—
Kaders, „und ritt in einer mondhellen Nacht nach dem Walde. Ich
war damals ein tüchtiger Schütze, und meine Kugel verfehlte nie ihr
Ziel. Mehrmals rief ich mit lauter Stimme: Ataiah! Der Löwe
kam hervor, lenkte seine Schritte nach der Richtung, woher der Ruf
gekommen war, und ich schoß augenblicklich nach ihm. Oft enthielt
ein und dasselbe Dickicht mehrere Löwen, die zu gleicher Zeit sich
blicken ließen. Wenn eine dieser Bestien sich mir von hinten nahte,
so drehte ich mich im Sattel und schoß über das Kreuz des Pferdes
weg, und aus Besorgnis gefehlt zu haben sprengte ich im Galopp
davon. Wurde ich von vorn angegriffen, so lenkte ich mein Pferd
und beobachtete das nämliche Verfahren wie in jenem Falle.“
Mit noch größeren Gefahren als die eigentliche Löwenjagd ist
das Einfangen der jungen Löwen verknüpft; und dennoch giebt es
Leute, die dieses Wagestück unternehmen. Täglich gegen drei oder
vier Uhr nachmittags verlassen der Löwe und die Löwin ihr Lager
und streifen in der Ferne umher, ohne Zweifel, um sich gewisser—
maßen die Gelegenheit zum Beutemachen abzusehen. Man pflegt sie
dann wohl auf einer Anhöhe zu gewahren, wo sie ihr Augenmerk
auf die Lager der Beduinen, den daraus aufsteigenden Rauch und
die Vieh-Lagerstätten zu richten scheinen. Sie entfernen sich dann
wieder, nachdem sie ein mehrmaliges furchtbares Gebrüll ausgestoßen,
was für die Bewohner der Umgegend eben von keiner erfreulichen
Vorbedeutung ist. Diese Zeit der Abwesenheit ist es, welche jene
Leute benutzen, um sich geschickt nach dem Lager zu schleichen und die
Jungen zu rauben, die sie aber wohlweislich sofort knebeln, da ihr
Heulen und Schreien augenblicklich die Alten herbeiziehen würde, wo
dann die Löwenfänger unausbleiblich verloren wären. Ist aber der
Streich geglückt, so muß man in der ganzen Gegend mehr als je auf
der Hut sein. Denn Löwen, denen ihre Jungen geraubt worden,
sind doppelt furchtbar; mehr als acht Tage hintereinander rennen sie
wild und grimmig umher; ihr Brüllen ist dann wahrhaft schauerlich,
und in dieser Zeit muß man sich ernstlich hüten, ihnen, wie die Araber
sich ausdrücken, Auge gegen Auge in den Weg zu kommen.
Angewiller.
Vor seinem Löwengarten
Das Kampfspiel zu erwarten
Saß uns Franz,
Und um ihn die Großen der Krone
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
116. Der Handschuh.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf thut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt
Und sieht sich stumm
Rings um