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A Epische Poesie. J. Erzahlungen, Balladen, Romanzen.
19. An stießen sie bedächtig:
Es klang so hell und rein,
Und bei dem Klange mächtig
Auf lachte Wallenstein.
24. Und der noch nie gezittert
In heißer Schlachten Glut,
Ein Glas, vom Schuß zersplittert,
Brach ihm den kecken Mut.
20. Doch oben durch die Eiche
Rauscht' es wie Geisterton,
Als sprächen alle Zweige
Dem Schwur des Herzogs Hohn.
25. Mit fragender Gebärde
Blickt! ihn der Marschall an;
Der Herzog sah zur Erde,
Bis düster er begann:
21. Und sieh! Der Festung Wälle
Umzuckt' es, Blitz auf Blitz,
Und seine Eisenbälle
Her sandte das Geschütz.
26. „Mit Menschen wollt' ich fechten
Und hoffte Ruhm und Sieg;
Doch mit des Schicksals Mächten
Führt Friedland nimmer Krieg!
22. Der Herzog an die Lippen
Setzt schon des Bechers Rand;
Doch eh' er konnte nippen,
Entfuhr das Glas der Hand.
27. W ziehn wir von der Feste,
Sobald der Morgen graut!“
Da rauscht es durch die Äste
Wie heller Jubellaut.
23. Des Weines Tropfen spritzten
Um Kinn und Bart und Mund;
Des Bechers Scherben ritzten
Die blasse Wange wund.
28. Noch steht die Herzogseiche;
Da sammelt jedes Jahr
Im Schatten ihrer Zweige
Sich froh der Bürger Schar.
100. Der Reiter und der Bodensee.
Von Gustav Schwab. Gedichte. Stuttgart und Tübingen, 1846.
1. Der Reiter reitet durchs helle Tal,
Auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
2. Er trabet im Schweiß durch den kalten Schnee,
Er will noch heut an den Bodensee,
3. Noch heut mit dem Pferd in den sichern Kahn,
Will drüben landen vor Nacht noch an.
4. Auf schlimmem Weg über Dorn und Stein
Er braust auf rüstigem Roß feldein,
5. Aus den Bergen hinaus ins ebene Land;
Da sieht er den Schnee sich dehnen wie Sand.
6. Weit hinter ihm schwinden Dorf und Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.