Full text: (Siebentes bis neuntes Schuljahr) (Teil 4, [Schülerband])

den die geschäftige Baukis sogleich ein rauhes Gewebe warf. Darauf 
eilt sie zum Herde, scharrt aus der lauen Asche die glimmenden Funken 
des gestrigen Feuers, nährt es mit Blättern und trockner Rinde und 
zwingt es mit keuchendem Atem zur Flamme; dann holt sie von dem 
25 Dache gespaltnes Kienholz und trocknes Reisig, bricht es kurz und 
schiebt es unter den ehernen Kessel. Während sie darauf den Kohl be- 
liest, den ihr Gatte in dem bewässerten Garten geholt, hebt dieser mit 
zweizinkiger Gabel den Rücken eines Schweines, den sie lange aufbe- 
wahrt, vom rußigen Balken herab, schneidet ein bescheidnes Stück 
30 davon und legt es in das siedende Wasser. Und damit den Gästen der 
Verzug bis zur Mahlzeit nicht zu lange währe, bemühen sich beide, 
durch unterhaltende Gespräche die Zeit zu kürzen. 
Eine buchene Wanne mit krummem Henkel hing an einem Nagel 
der Wand; sie füllen sie mit lauem Wasser und stellen sie den Gästen 
35 zum Fußbad dar. Während diese ihre Glieder in dem Bade erfrischen, 
breitet Baukis über dem Polster aus weichem Sumpfgras, das in der 
Mitte der Stube auf weidenem Gestelle lag, einen Teppich — er war 
zwar alt und von schlechtem Gewebe, wohl passend zu dem weideneu 
Gestell, doch war er ein Kleinod der Alten, das sie nur an festlichen 
40 Tagen hervorzuholen pflegten. Daraus laden sie die Gäste ein, sich 
niederzulassen zum Mahl. Die zitternde Alte mit anfgeschürztem Ge¬ 
wände stellt den Tisch davor, aber der dritte Fuß des Tisches ist un¬ 
gleich: eine Scherbe darunter macht ihn gleich. Nachdem sie so den 
Tisch gefestigt, reibt sie ihn ab mit duftiger Krauseminze. Darauf trägt 
45 sie die Speisen aus; da sind Oliven und herbstliche Kornelkirschen, 
Endivien und Radieschen und gepreßte Milch und Eier, leicht gedreht 
in nicht allzu heißer Asche, alles in irdenen Gefäßen. Auch wird ein 
Mischbecher aufgestellt, gleichfalls von Ton, und Becher von Buchen¬ 
holz, im Innern mit gelbem Wachse gebohnt. Nach einer Weile sendet 
50 der Herd warme Speisen, und wiederum wird Wein aufgetragen von 
nicht hohem Alter. Ein wenig auf die Seite geschoben, gibt er Platz 
für den Nachtisch. Da sind Nüsse, da sind Feigen, mit runzligen 
Datteln vermischt, und Pflaumen und duftige Äpfel in offnen Körbchen 
und Trauben von der purpurnen Rebe. In der Mitte steht eine 
55 glänzende Honigscheibe. Zu all diesem kommt als das Schönste und 
Beste eine freundliche Miene und ein nicht träger und armer Wille. 
2. 
Unterdes sehen die beiden Wirte, wie der Mischbecher, so oft er 
ausgeschöpft ist, sich von selbst wieder füllt und der Wein von selbst
	        
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