den die geschäftige Baukis sogleich ein rauhes Gewebe warf. Darauf
eilt sie zum Herde, scharrt aus der lauen Asche die glimmenden Funken
des gestrigen Feuers, nährt es mit Blättern und trockner Rinde und
zwingt es mit keuchendem Atem zur Flamme; dann holt sie von dem
25 Dache gespaltnes Kienholz und trocknes Reisig, bricht es kurz und
schiebt es unter den ehernen Kessel. Während sie darauf den Kohl be-
liest, den ihr Gatte in dem bewässerten Garten geholt, hebt dieser mit
zweizinkiger Gabel den Rücken eines Schweines, den sie lange aufbe-
wahrt, vom rußigen Balken herab, schneidet ein bescheidnes Stück
30 davon und legt es in das siedende Wasser. Und damit den Gästen der
Verzug bis zur Mahlzeit nicht zu lange währe, bemühen sich beide,
durch unterhaltende Gespräche die Zeit zu kürzen.
Eine buchene Wanne mit krummem Henkel hing an einem Nagel
der Wand; sie füllen sie mit lauem Wasser und stellen sie den Gästen
35 zum Fußbad dar. Während diese ihre Glieder in dem Bade erfrischen,
breitet Baukis über dem Polster aus weichem Sumpfgras, das in der
Mitte der Stube auf weidenem Gestelle lag, einen Teppich — er war
zwar alt und von schlechtem Gewebe, wohl passend zu dem weideneu
Gestell, doch war er ein Kleinod der Alten, das sie nur an festlichen
40 Tagen hervorzuholen pflegten. Daraus laden sie die Gäste ein, sich
niederzulassen zum Mahl. Die zitternde Alte mit anfgeschürztem Ge¬
wände stellt den Tisch davor, aber der dritte Fuß des Tisches ist un¬
gleich: eine Scherbe darunter macht ihn gleich. Nachdem sie so den
Tisch gefestigt, reibt sie ihn ab mit duftiger Krauseminze. Darauf trägt
45 sie die Speisen aus; da sind Oliven und herbstliche Kornelkirschen,
Endivien und Radieschen und gepreßte Milch und Eier, leicht gedreht
in nicht allzu heißer Asche, alles in irdenen Gefäßen. Auch wird ein
Mischbecher aufgestellt, gleichfalls von Ton, und Becher von Buchen¬
holz, im Innern mit gelbem Wachse gebohnt. Nach einer Weile sendet
50 der Herd warme Speisen, und wiederum wird Wein aufgetragen von
nicht hohem Alter. Ein wenig auf die Seite geschoben, gibt er Platz
für den Nachtisch. Da sind Nüsse, da sind Feigen, mit runzligen
Datteln vermischt, und Pflaumen und duftige Äpfel in offnen Körbchen
und Trauben von der purpurnen Rebe. In der Mitte steht eine
55 glänzende Honigscheibe. Zu all diesem kommt als das Schönste und
Beste eine freundliche Miene und ein nicht träger und armer Wille.
2.
Unterdes sehen die beiden Wirte, wie der Mischbecher, so oft er
ausgeschöpft ist, sich von selbst wieder füllt und der Wein von selbst