Full text: [Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband])

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Ernst Moritz Arndt. 
8. Die Winde nur noch gehen 
Wehklagend um das Haus, 
Wir sitzen einsam drinnen 
Und lauschen oft hinaus. 
9. Es ist, als müßtest leise 
Du klopfen an die Thür, 
Du hätt'st dich nur verirret, 
Und kämst nun müd' zurück. 
10. Wir armen, armen Thoren! 
Wir irren ja im Graus 
Des Dunkels noch verloren — 
Du fand'st ja längst nach Haus. 
11. Mein liebes Kind, ade! 
Ich konnt ade nicht sagen, 
Als sie dich fortgetragen 
Vor tiefem, tiefem Weh. 
12. Jetzt auf lichtgrünem Plan 
Stehst du im Myrtenkränze 
Und lächelst aus dem Glanze 
Mich still voll Mitleid an. 
Ernst Moritz Arndt. 
Gedichte. Vollständige Sammlung. Berlin. 1860. Weidmannsche Buchst. 
67. Gott der Gärtner. 
1. Die Erde ist ein Garten 
Voll süßer Blümelein, 
Gott selbst will ihrer warten 
Und gerne Gärtner sein, 
Will ihrer spät und früh 
In frommer Treue pflegen, 
Mit Sonnenschein und Regen 
Und Tau erquicken sie. 
2. Die erste Blum' vor allen 
Das muß die Liebe sein. 
Der Menschen Wohlgefallen, 
Der Engel schönster Schein. 
Sie ist die Rose rot, 
Und muß auf Dornen stehen, 
Sobald die Winde wehen, 
Ist ihre Schöne tot. 
3. Die zweite, die Gott liebet 
Nächst Liebe allerbest. 
Ist, die das Gute übet 
Und sich nichts merken läßt. 
Ihr Name Demut heißt, 
Auf Erden auch das Veilchen, 
Sie blüht ein kurzes Weilchen, 
Und kaum die Blüte weist. 
4. Der Glaube heißt die dritte. 
Sie duftet nur bei Nacht 
In aller Geister Mitte 
Bei voller Himmelspracht; 
Da thut das Herz sich ans 
Der frommen Nachtviole, 
Wann hell von Pol zu Pole 
Sich schwingt der Sterne Lauf. 
5. Auch Hoffnung ist nicht minder 
Ein liebes Gotteskind. 
Wohl liebstes seiner Kinder. 
Die nur hienieden sind. 
Schneeblümchen grün und bleich, 
Holdselig von Gebärden, 
Du bist ihr Bild auf Erden, 
Kommst mit dem Lenz zugleich. 
6. Auch du, die im Gemüte 
Beständig ist und treu, 
Du, aller Zeiten Blüte, 
Mir lieb gegrüßet sei! 
M e r l b l ü m ch e n frisch und bunt! 
Beständigkeit soll leben! 
O wolle Gott uns geben 
Solche Lieb' zu jeder Stund'!
	        
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