Full text: [Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = Oberstufe, Zweite Abteilung (achtes Schuljahr), [Schülerband])

Ludwig Uhiand. 
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50 Da standen nun auf eines Hügels Saume 
Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk, 
Die beiden Männer, die aus freier Wahl 
Das deutsche Volk des Thrones wert erkannt 
Vor allen, die der deutsche Boden nährt, 
55 Von allen Würdigen die Würdigsten. 
Und so einander selbst an Würde gleich, 
Daß fürder nicht die Wahl zu schreiten schien. 
Und daß die Wage ruht' im Gleichgewicht. 
Da standen sie, das hohe Haupt geneigt, 
60 Den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht. 
Von stolzer Demut überwältiget. 
Ein königlicher Anblick war's, ob dem 
Die Thräne rollt' in manchen Mannes Bart. 
Und wie nun harrend all' die Menge stand, 
65 Und sich des Volkes Brausen so gelegt, 
Daß man des Rheines stillen Zug vernahm 
(Denn niemand wagt' es, diesen oder den 
Zu küren mit dem hellen Ruf der Wahl, 
Um nicht am andern Unrecht zu begehn, 
70 Noch aufzuregen Eifersucht und Zwist), 
Da sah man plötzlich, wie die beiden Herrn 
Einander herzlich faßten bei der Hand 
Und sich begegneten im Bruderkuß. 
Da ward es klar, sie hegten keinen Neid, 
75 Und jeder stand dem andern gern zurück. 
Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt: 
„Weil doch, so rief er, einer es muß es sein. 
So sei's der ältre." Freudig stimmten bei 
Gesamte Fürsten und am freudigsten 
80 Der jüngre Kunrad; donnergleich erscholl, 
Oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf. 
Als der Gewählte drauf sich niederließ, 
Ergriff er seines edlen Vetters Hand 
Und zog ihn zu sich auf den Königssitz. 
85 Und in den Ring der Fürsten trat sofort 
Die fromme Kaiserwitwe Kunigund; 
Glückwünschend reichte sie dem neuen König 
Die treu bewahrten Reichskleinode dar. 
Zum Festzug aber scharten sich die Reihn,
	        
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